Berlin. Zu groß, zu schwer zu, zu durstig - der Boom der SUV hat auch seine Schattenseiten. Immer lauter wird daher die Kritik an den Geländewagen. Mit dem XC40 P8 Recharge versucht Volvo ihr etwas entgegenzusetzen.
Es tut sich wieder was an der Ladesäule. Denn nach dem Vorspiel mit einer Reihe von Plug-in-Hybriden und der Generalprobe bei der Tochter Polestar bringt nun auch Volvo seinen ersten reinen Stromer an den Start: Zum Jahreswechsel kommt zu Preisen ab 60.437 Euro der XC40 als P8 Recharge in den Handel.
Das handliche SUV schließt die Lücke zwischen Mittelklasse-Modellen wie dem VW ID4 oder dem Skoda Enyaq und elektrischen Luxus-Geländewagen wie dem Mercedes EQC oder dem Audi E-Tron. Doch auch wenn der Volvo deutlich günstiger ist als die deutschen Premium-Stromer, ist er kein Schnäppchen: Der Aufpreis zum stärksten XC40 mit Plug-in-Technik liegt bei rund 12.000 Euro.
400 Kilometer Reichweite
4,43 Meter lang, außen nordisch kühl gezeichnet und innen nicht nur behaglich, sondern für sein Format auch überraschend geräumig - so verkörpert der XC40 die schwedischen Werte. Als reines Elektromodell könnte er außerdem schon bald Volvos Auto-Familie anführen. Nicht umsonst bietet er eine alltagstaugliche Reichweite von bis zu 400 Kilometern, während die Plug-in-Hybride bislang auf maximal 50 Kilometer gekommen sind. Dafür steht ein 78 kWh großer Akku im Wagenboden, der mit bis zu 11 kW geladen werden kann und deshalb im besten Fall binnen 40 Minuten von null auf 80 Prozent kommt. Er versorgt je einen 150 kW starken E-Motor pro Achse, so dass am Ende 300 kW oder nach alter Währung 408 PS und 660 Nm im Datenblatt stehen - das macht den Elektriker zum stärksten Modell der Familie.
Zwar gibt es beim XC40, vom geschlossenen Kühlergrill einmal abgesehen, optisch keinen Unterschied zwischen Verbrenner und Stromer. Die umfangreiche Komfort- und Sicherheitsausstattung ist ohnehin identisch. Und was ihm im Innenraum an Ladevolumen unter dem Kofferraumboden verloren geht, macht er mit einem zusätzlichen Staufach unter der Fronthaube etwa für das Ladekabel wieder wett. Doch beim Fahren sind die beiden Varianten nicht zu vergleichen. Zwar ist auch der XC40 wie jeder neue Volvo auf 180 km/h limitiert. Aber der Stromer ist stärker und dynamischer als jeder Verbrenner und bringt beim Kickdown sogar die Traktionskontrolle bisweilen an ihre Leistungsgrenze.
Vorsicht mit dem Tempolimit
Da ist es kein Wunder, dass er wie ein Sportwagen in weniger als fünf Sekunden von 0 auf 100 km/h sprintet, und man gehörig aufpassen muss, dass man nicht ständig über dem Limit fährt. Denn so mühelos, wie der XC40 beschleunigt, und so leise, wie er dabei ist, geht schnell das Gefühl für die Geschwindigkeit verloren. Und auch beim Bremsen unterscheidet er sich deutlich von den Verbrennern: Denn wenn man den Fuß vom Pedal nimmt, verzögert der zum Generator umgepolte E-Motor so stark, dass es einen beinahe in die Gurte wirft. Wo andere Elektroautos oft zu wenig rekuperieren, betonen die Schweden das sogenannte One-Pedal-Feeling fast schon zu sehr. Gut, dass man diese Funktion - wenn auch in den Untermenüs versteckt - auch ausschalten und dann gemütlich ausrollen kann.
Apropos Untermenüs: Der elektrische XC40 ist der erste Volvo, der das Android-Infotainment der Schwestermarke Polestar übernimmt und deshalb eine Bedienoberfläche bietet wie man sie von Google kennt. Die ist wunderbar selbsterklärend, macht auch komplizierte Navigationsaufgaben handhabbar und sticht damit die meisten Konkurrenten aus. Doch egal wie lange man über den senkrecht montierten Touchscreen surft, die digitalen Instrumente studiert oder den Sprachassistenten bemüht, eines wird man nicht finden: Die Reichweitenanzeige. Weil die bei einem Batterie-Antrieb ohnehin extrem vom Fahrstil abhängt und weil die Schweden suggerieren wollen, dass man sich darüber keine Gedanken mehr machen muss, ist der XC40 das erste Elektroauto, das auf diese Anzeige verzichtet. Der Ladestand muss reichen. Immerhin ermittelt die Navigation, ob man mit dem Strom im Akku ans Ziel kommt, oder schlägt gleich die passenden Boxenstopps vor.
Fazit: Gelungene Kombination
Handliches Format und üppige Leistung: Mit dem XC40 P8 Recharge bietet Volvo ein alltagstaugliches SUV, das weder die Umwelt übermäßig belastet, noch Verzicht erfordert, sondern sogar mehr Fahrspaß bietet als die Verbrenner. Zwar ist der Preis nicht gerade bescheiden, doch in der Nische zwischen Massenmarkt und Nobelsegment sollte für die Schweden damit genügend Platz sein.
Datenblatt: Volvo XC40 P8 Recharge
Motor und Antrieb | Zwei Elektromotoren |
Hubraum: | 0 ccm |
Max. Leistung: | 2 x 150 kW/204 PS |
Max. Drehmoment: | 2 x 330 Nm bei 0 bis 4 350 U/min |
Antrieb: | Allradantrieb |
Getriebe: | Eingang-Automatik |
Maße und Gewichte | |
Länge: | 4425 mm |
Breite: | 1863 mm |
Höhe: | 1652 mm |
Radstand: | 2702 mm |
Leergewicht: | 2118 kg |
Zuladung: | 462 kg |
Kofferraumvolumen: | 414-1328 Liter |
Fahrdaten: | |
Höchstgeschwindigkeit: | 180 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: | 4,9 s |
Durchschnittsverbrauch: | 23,8 kWh/100 km |
Reichweite: | 400 km |
CO2-Emission: | 0 g/km |
Kraftstoff: | Strom |
Batteriekapazität: | 78 kWh |
Kosten: | |
Basispreis des Volvo XC40: | 30.316 Euro |
Grundpreis des Volvo XC40 P8 Recharge: | 60.437 Euro |
Typklassen: | k.A. |
Kfz-Steuer: | 0 Euro/Jahr |
Wichtige Serienausstattung: | |
Sicherheit: | Sieben Airbags, Auffahrwarner mit Notbremsfunktion, LED-Scheinwerfer, Allradantrieb, Spurverlassenswarnung |
Komfort: | Klimaanlage, WLAN-Hotspot, Schlüsselloses Zugangssystem |
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke
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