Berlin. Ein Auto zu kaufen, ohne sich vom örtlichen Autohändler beraten zu lassen? In Krisenzeiten scheint das durchaus vorstellbar. Ein Experte prognostiziert: Autohersteller setzen bald auf den Direkt-Verkauf.

Die Coronavirus-Krise wird Autohersteller nach Experteneinschätzung dazu bringen, mehr Fahrzeuge direkt über das Internet an Verbraucher zu verkaufen. "Der IT-Teil ist nicht das zentrale Hindernis dafür", sagte der Autoanalyst der Marktforschungsfirma Gartner, Pedro Pacheco.

Schließlich gebe es auf einer typischen Website eines Autobauers bereits einen Konfigurator für Wunschfahrzeuge, so dass man nur einen Bezahlweg und ein Verfahren zur kontaktlosen Auslieferung hinzufügen müsste.

Die viel größere Herausforderung für den Direktvertrieb sei die Veränderung der gewohnten Denkmuster in der Industrie, meinte der Gartner-Analyst. Aber je länger die Ausgangs- und Arbeitsbeschränkungen dauerten, desto größer werde auch der der Druck für Wandel. "Wir werden einen dramatischen Rückgang der Verkäufe in Märkten wie Europa und USA sehen." Und wenn einige Hersteller in dieser Situation mit Direktvertrieb über das Internet erfolgreich seien, würden die anderen schnell nachziehen. Die Krise verkürze dabei die Zeit, die man in der Autoindustrie überleben könne, ohne sein Geschäft umzukrempeln.

Zugleich werde der Absatzeinbruch das Innovationstempo in der Industrie bremsen. "Diverse Projekte werden auf Eis gelegt werden müssen. Die Gewinner werden diejenigen sein, die auf intelligente Weise Kosten senken." Für das Tempo der Ausbreitung von Elektrofahrzeugen in den kommenden Jahren werde entscheidend sein, ob die EU-Kommission in der Krise ihre Vorgaben für den CO2-Ausstoß lockert oder nicht.