NRW. SUVs boomen auch in Zeiten von Fridays For Future: Die Zulassungszahlen explodieren. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer erklärt, warum das so ist.
Einige verurteilen ihn als bösen Umweltverschmutzer auf vier Rädern - allerdings feiern ihn weitaus mehr Menschen als praktischen Alltagswagen für die Stadt. Der SUV hat längst die Autobranche erobert. Das belegen neue Zahlen einer Studie des Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen.
Mehr als eine Millionen SUVs werden aller Voraussicht nach in diesem Jahr in Deutschland neu zugelassen, der Marktanteil dieser Pkw-Art wird die 30 Prozent überschreiten. Vor einigen Jahren sah das noch ganz anders aus. 1995 wurden gerade einmal 67.752 SUVs neu zugelassen, der Marktanteil lag bei zwei Prozent. Der große Durchbruch kam um das Jahr 2010, seitdem vermehren sich die SUVs pro Jahr im Schnitt um 13 Prozent.
Autoexperte: Je hochwertiger das Auto, desto älter der Käufer
„Insgesamt kaufen eher Ältere Neuwagen“, erklärt Dudenhöffer. „Und je hochwertiger der Wagen desto älter der Käufer.“ So seien SUVs vor allem für die Generation 55+ interessant. Die Gründe dafür liegen für ihn auf der Hand: „Der SUV ist ergonomisch, so dass man besser einsteigen kann. Durch das hohe Sitzen haben auch ängstliche Fahrer eine bessere Straßenübersicht. Und dazu kommt dann auch noch, dass er sportlich aussieht.“
Überwiegen also in Sachen SUVs die Pro-Argumente gegenüber dem schlechten Gewissen? Gibt es die SUV-Scham also gar nicht? Der Autoexperte erklärt dazu: „Wenn es darum geht, etwas Schönes zu haben, dann machen die meisten Kompromisse.“ Allerdings müssten Käufer von sportlichen Geländewagen heutzutage nur noch kleine Kompromisse in Sachen Umwelt eingehen - jedenfalls im Vergleich zu andern Pkw.
SUVs sind keine klassischen Geländewagen mehr
„Klar, sie verbrauchen etwas mehr, aber das liegt noch im Rahmen“, betont Dudenhöffer. So liege der durchschnittliche Verbrauch eines SUVs gerade einmal 0,1 Liter oder zwei bis 3 Gramm höher als bei einem Kombi. „Der SUV als Klima-Monster - das sind Fake News“, sagt er. Mittlerweile habe nur noch eine Minderheit der SUVs einen Allradantrieb, vor allem aber seien sie mittlerweile sehr viel kleiner als die klassischen Geländewagen.
Den schlechten Ruf habe der SUV Wagen wie dem BMW X7 oder dem Audi Q8 zu verdanken. „Das sind Autos, die für den amerikanischen Markt gebaut wurden und in Deutschland nicht einmal in die Waschstraße kommen“, so Dudenhöffer. Solche Auswüchse verstärkten jedoch das Klischee des Umweltverschmutzers: „Autohersteller täten gut daran, solche SUVs nicht mehr zu verkaufen“, so Dudenhöffer.
Grüne NRW: Klimaschutz kann niemand alleine lösen
Für Grüne, Linke und Teile der SPD sind solche Autos der Grund, warum sie darüber nachdenken, wie sie die Lust der Deutschen auf die SUVs bremse. Die Überlegungen reichen bis hin zu Verboten. Die Vorsitzende der Grünen NRW, Mona Neubaur, möchte, dass die Hersteller „mehr emissionsfreie Autos auf den Markt zu bringen, anstatt immer größere und teurere Modelle mit Verbrennungsmotor zu vermarkten.“ Gleichzeitig sieht sie die Landes- und Bundesregierung in der Pflicht, „Nahverkehr, Bahnfahren und Fahrradfahren attraktiver zu machen.“
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Der öffentliche Nahverkehr müsse eine echte Alternative zum bequemen SUV werden. Denn, das sagt Neubaur: „Klimaschutz fängt zwar beim persönlichen Konsum an, kann da aber nicht stehenbleiben.“ Politische Lösungen wie eine Befreiung von der Mehrwertsteuer für Bahntickets und eng getakteter öffentlicher Nahverkehr auch auf dem Land müssten her. Denn, das weiß auch sie: „Komfort ist bei allen Verkehrsmitteln ganz wichtig, sonst nutzen die Menschen sie nicht.“