Wiesbaden/Berlin. Geländewagen sind gefragt, auch weil der niedrige Ölpreis die Spritschlucker attraktiv macht. Doch der Trend zum großen Auto schadet dem Klima.
Der Trend zu immer mehr großen Autos mit leistungsstarken Motoren verhindert eine Verminderung des Klimakillers Kohlendioxid (CO2). Hätten Fahrzeuge 2015 noch die Motorleistung des Jahres 2008 gehabt, wären in Deutschland 9,3 Millionen Tonnen CO2 eingespart worden, zeigen Berechnungen, die das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden vorlegte. Dabei sei die Flotte in diesem Zeitraum sogar deutlich von knapp 41 Millionen auf 44,5 Millionen Pkw gewachsen.
Stattdessen erhöhte sich der CO2-Ausstoß um fast fünf Millionen auf 112,3 Millionen Tonnen im Jahr 2015. Auch der Kraftstoffverbrauch nahm laut der Behörde seit 2008 stetig zu. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 45,3 Milliarden Liter Sprit verfahren, 3,6 Prozent mehr als 2008. Hauptgrund: Geländewagen und SUVs. Die schweren Wagen verbrauchen zwar viel Sprit. Doch das wirkt auf viele Käufer angesichts immer noch relativ niedriger Ölpreise kaum abschreckend.
Probleme beim Erreichen von EU Umweltzielen drohen
Eine Trendumkehr ist nicht in Sicht. Denn wegen des VW-Skandals sinken die Verkäufe von Diesel-Fahrzeugen. Sie stoßen deutlich weniger CO2 aus als vergleichbare Benziner. Nach einer Prognose des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen sinkt der Dieselanteil bis 2018 auf weniger als 40 Prozent aller Neuwagen. Ende 2015 waren es noch knapp 50 Prozent. Zugleich breiten sich umweltfreundliche Elektroautos trotz Kaufprämien nur langsam aus.
Die Umweltorganisation ICCT kritisiert ferner, dass der tatsächliche Ausstoß von CO2 und der Spritverbrauch von Autos noch weit höher liege als die offiziellen Daten zeigten. Die Hersteller täuschten ihre Kunden immer stärker, hieß es in einer jüngsten Analyse. Die Kluft zwischen offiziellen Daten zu CO2-Ausstoß und Spritverbrauch auf der Straße sei 2015 auf durchschnittlich 42 Prozent gestiegen. Das sei ein Höchststand, erklärte ICCT-Mitglied Uwe Tietge. Wegen der direkten Kopplung von Spritverbrauch und CO2-Ausstoß könnten die Autofahrer so das Klima noch viel mehr belastet haben als gedacht.
Die Deutschen bleiben im PS-Rausch
Ohnehin kaufen die Deutschen immer PS-stärkere Autos. So lag die die durchschnittlich Motorstärke in den ersten neun Monaten des Jahres bei Diesel-Autos bei 163 PS, zeigt eine Studie der Universität Duisburg-Essen. Vor 20 Jahren lagen die verkauften Neuwagen durchschnittlich bei 98 PS Leistung. "Die Deutschen bleiben im PS-Rausch", sagt Dudenhöffer.
Das Kaufverhalten der Deutschen habe auch Folgen für die hiesigen Autobauer, meint der Branchenexperte. Sie bekämen Probleme beim Erreichen von europäischen Umweltzielen. Grund seien die sinkenden Diesel-Verkäufe und die schleppende Nachfrage nach Elektroautos. So steige die Gefahr, EU-Vorgaben für das Treibhausgas CO2 zu verfehlen. "Die deutschen Autobauer laufen in eine gefährliche CO2-Falle". (dpa)