München. Eigentlich könnte der Renault Kangoo ein ziemlich perfektes Großfamilien-, Freizeit- und Handwerkerauto sein. Wäre da nicht die technische Seite. Denn aus dem Beutel des französischen Autokängurus hüpfen ein paar böse technische Überraschungen, wie der TÜV-Report 2009 aufzeigt.

Eigentlich könnte der Renault Kangoo ein ziemlich perfektes Großfamilien-, Freizeit- und Handwerkerauto sein. Platz ist reichlich vorhanden, das Design eigenwillig genug, um schon wieder ein gewisses Etwas auszustrahlen. Der Neuwagenpreis ist günstig. Eigentlich. Wäre da nicht die technische Seite. Denn aus dem Beutel des französischen Autokängurus hüpfen ein paar böse technische Überraschungen, wie der TÜV-Report 2009 aufzeigt.

Der Kangoo: Platz ist reichlich vorhanden, das Design eigenwillig genug, um schon wieder ein gewisses Etwas auszustrahlen. (Foto: Renault)
Der Kangoo: Platz ist reichlich vorhanden, das Design eigenwillig genug, um schon wieder ein gewisses Etwas auszustrahlen. (Foto: Renault)

Das erste Modell des Renault Kangoo, jetzt Kangoo Campus, wurde von 1998 bis 2003 gebaut. Dann sowie Ende 2005 erfolgten Facelifts. Bis 2008 wurde das Auto in Maubeuge (Frankreich), seitdem wird es in Casablanca (Marokko) produziert. Weltweit wurden rund 2,3 Millionen Kangoo in der Pkw-Version verkauft, in Deutschland mehr als 150 000. Die erfolgreichste Version war der 1.2 16V mit 75 PS als Benziner. Neben der Pkw-Variante gibt es einen Hochdachkombi, der als Lkw zugelassen wird, da es sich um einen Kastenwagen handelt.

Bedenklich lange Mängelliste

Gerade hat der Autobauer den Kangoo aufgehübscht und mit dem Be Bop eine pfiffige Freizeit-Variante an den Marktstart gebracht. Zu hoffen bleibt, dass damit die technische Qualität verbessert wurde: «Die Mängelliste des Kangoo ist bedenklich lang, angefangen bei quietschenden Zahnriemen über defekte Wasserpumpen bis zu Ölverlust und überdurchschnittlichem Verschleiß an den Vorderachsen. Gerade mit diesen Mängeln kann der Kangoo für die Autokäufer zum teuren Vergnügen werden», beschreibt TÜV-Süd-Autoexperte Hans-Werner Wormer die Probleme.

Dabei hat der Kangoo beim Nutzwert die Argumente auf seiner Seite. Obwohl keine vier Meter lang und damit noch der Spezies der Mini-Vans zugehörig, ist bei ihm in Sachen Laderaum nichts klein oder knapp. Vom Umzug bis zum Freizeitausflug, in den Kangoo-Beutel passt alles. Dazu gibt es auch auf den hinteren Plätzen reichlich Raum für Füße und über dem Kopf.

Tadellose Straßenlage, familienfreundlicher Preis

Obwohl keine vier Meter lang und damit noch der Spezies der Mini-Vans zugehörig, ist beim Kangoo in Sachen Laderaum nichts klein oder knapp. (Foto: Renault)
Obwohl keine vier Meter lang und damit noch der Spezies der Mini-Vans zugehörig, ist beim Kangoo in Sachen Laderaum nichts klein oder knapp. (Foto: Renault)

Das Erstaunlichste am Kangoo: Trotz seiner Hochbauweise zeichnet er sich durch tadellose Straßenlage, guten Geradeauslauf und - bei entsprechender Motorisierung - durch Agilität aus. Für den Langstreckeneinsatz empfehlen sich die ausgereiften Dieselaggregate. Obwohl die Verarbeitung nicht verleugnen kann, dass der Kangoo ursprünglich als Lieferwagen gedacht war und erst später seine Bestimmung als familienorientiertes Freizeitfahrzeug fand, ist der Fahrkomfort so ordentlich, wie man es von französischen Autobauern gewohnt ist. Dazu gehört freilich auch das Gestühl, das immer noch ein bisschen den Charme von Campingmobiliar versprüht.

Ebenfalls äußerst familienfreundlich fällt die Preisgestaltung aus. So beginnen die Listenpreise für den Renault Kangoo 1.5dCi bei 15 990 Euro. Da die Franzosen aber seit Jahren zu den Rabattkönigen am Markt gehören, taugen die offiziellen Renault-Preise nicht mal als unverbindlicher Richtwert. Beispielsweise ist der Kangoo 1.5dCi mit Tageszulassung und Null-Kilometer für 11 000 Euro zu bekommen.

Zahlreiche Schäden nach ungefähr fünf Jahren

Die Verarbeitung kann nicht verleugnen, dass der Kangoo ursprünglich als Lieferwagen gedacht war. (Foto: Renault)
Die Verarbeitung kann nicht verleugnen, dass der Kangoo ursprünglich als Lieferwagen gedacht war. (Foto: Renault)

Aber selbst dieser Sparpreis kann die Käufer teuer zu stehen kommen, schaut man auf die technischen Schwächen. Vermerkt sind dort Mängel wie gerissene Zahnriemen, aufgrund defekter Wasserpumpen durchgebrannte Zylinderkopfdichtungen, Störungen der Motorelektronik und geplatzte Turbolader. Hinzu gesellen sich überdurchschnittliche Verschleißschäden an den Spurstangen und der Vorderachse. Nach Erkenntnissen des Fachmanns stellen sich zahlreiche Schäden nach ungefähr fünf Jahren ein.

In der Mängelstatistik des TÜV-Report rangiert bei den vier und fünf sowie den sechs und sieben Jahre alten Modellen nur der Kia Carnival hinter dem Renault Kangoo. Bei den zwei bis drei Jahre alten Modellen kommt der Van von Renault auf Platz 111 von 117 bewerteten Fahrzeugen. Vor diesem Hintergrund betrachtet Wormer einen eingehenden technischen Check vor dem Kangoo-Kauf als unerlässlich. (ddp)