Hattingen. Einen Fall wie in Bottrop, wo ein Apotheker Krebsmedikamente gestreckt haben soll und jetzt vor Gericht steht, kann es in Hattingen nicht geben.

Im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis gibt es lediglich vier Apotheken, die eine Erlaubnis haben, Krebsmedikamente herzustellen. Drei davon befinden sich in Krankenhäusern. Nur eine einzige sogenannte öffentliche Apotheke in Witten hat die Lizenz dazu. In Hattingen kann also ein Skandal wie in Bottrop nicht passieren. Dort soll ein Apotheker Krebsmittel gestreckt haben, zurzeit läuft gegen ihn der Prozess.

Die 80 Apotheken im EN-Kreis für rund 330 000 Einwohner werden von der Amtsapothekerin Andrea Heeren kontrolliert. „Ich habe eine halbe Stelle und bin natürlich weniger im Büro und mehr in den Städten zu Überprüfungen. Aber die Kontrollen sind gut zu schaffen“, sagt die Pharmazeutin.

Besondere Kenntnisse erforderlich

An Apotheken, die Krebsmedikamente herstellen dürfen, werden hohe Anforderungen gestellt. „Das darf nicht jeder. Man muss ganz besondere Kenntnisse haben und auch große Räumlichkeiten“, erklärt Andrea Heeren. Große Räume werden deswegen benötigt, weil man zu einem sogenannten Reinraum eine Schleuse haben muss. Vorschrift ist, ganz spezielle Kleidung zu tragen, eine Maske und auch Handschuhe. Es müssen immer zwei arbeiten, ganz wichtig auch, dass es keine Luftverwirbelung gibt und die Medikamente keimfrei hergestellt werden. „Krebsmittel herzustellen, ist sehr aufwändig.“

Und teuer dazu, sagt Rolf Jägers von der Paracelsus-Apotheke. Zurzeit ist das Thema „gestreckte Krebsmedikamente“ wegen des Prozesses in Bottrop in allen Medien. Für meine Kunden ist es aber kein Thema, weil Krebspatienten, für die individuelle Medikamente hergestellt werden, nicht in unsere Apotheken kommen.“

Immer mehr individuelle Medikamente

Das sagt auch Apothekerin Kornelia Tippmann-Berscheid, Filialleiterin in der Nord-Apotheke. „Es werden immer mehr individuelle Medikamente für Krebskranke hergestellt. Vor allem bei Infusionen werden Patienten entweder stationär oder ambulant in den Krankenhäusern versorgt oder in Arztpraxen. Die Infusionen werden bestellt, hergestellt und dann innerhalb von 24 Stunden dem Patienten verabreicht. Die einzige Apotheke im Kreis bringt nach der Herstellung die Infusion dann direkt in die Arztpraxis.“

Patienten, die medizinisch so versorgt werden, kommen also gar nicht in die normalen Apotheken. „Bei den Apotheken, die Krebsmedikamente herstellen, überprüfe ich unangekündigt, bei den anderen melde ich mich an“, sagt die Amtsapothekerin. Bei den öffentlichen Apotheken wird zum Beispiel auch kontrolliert, ob Arzneimittel richtig gelagert werden.