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Der Pflegenotstand in den Kliniken ist weithin bekannt. Nur: Wie konnte es dazu kommen? Allein die NRW-Krankenhäuser haben seit 1995 mehr als 10 000 Pflege-Vollzeitstellen abgebaut und fast genauso viele neue Ärztestellen geschaffen. Da trotzdem vom Ärztemangel die Rede ist, lässt sich erahnen, wie groß die Not erst in der Pflege sein muss.
Ursache ist der wachsende wirtschaftliche Druck auf die Kliniken, die sich einen harten Konkurrenzkampf um gedeckelte Einnahmen leisten. Seit sie für einen Patienten nicht mehr pro Tag, sondern je Behandlung (Fallpauschale) bezahlt werden, handeln Klinikmanager im Groben nach folgendem Muster: Mehr Operationen und kürzere Verweildauern zu minimierten Pflegekosten. Ein Arzt, der auf viele „Fälle“ kommt, erwirtschaftet seine Kosten selbst. Pflegepersonal dagegen ist aus kalter betriebswirtschaftlicher Sicht einer reiner Kostenfaktor. Die Kliniken gehen an die Grenze, ab der zu rudimentäre Pflegeleistungen Patienten fernhalten und der Konkurrenz zuspielen.
Was die Kliniklobby abstreiten muss, räumen Chefärzte und Pflegedirektoren ein, wenn sie anonym bleiben. So erklärten in der jüngsten Umfrage der Uni Duisburg-Essen 82 Prozent der Pflegedirektoren und 70 Prozent der Chefärzte, die Patienten bekämen den wirtschaftlichen Druck vor allem in der Pflege zu spüren. Gleichzeitig gaben 40 Prozent der Chefärzte zu, „nicht erforderliche Eingriffe“ vorzunehmen, um Geld in die Klinik zu holen, von den Kardiologie-Chefärzten räumten das sogar 60 Prozent ein. Damit bestätigten sie die Vorwürfe, in Deutschland würden unnötig viele künstliche Hüften und Herzkatheter eingesetzt.
Dass sich Klinikmanager so verhalten, liegt aber nicht nur an den Fallpauschalen, sondern auch am Geiz der Länder. Sie sind für Investitionen zuständig – und liegen mit 15 Milliarden Euro im Rückstand. Die Kliniken müssen das fehlende Geld also anders besorgen.