Montabaur/Berlin. Für Herbst wird ein Börsengang der Berliner Startup-Fabrik Rocket Internet erwartet. Kurz davor holt sich Rocket den zweiten Investor binnen einer Woche ins Boot. Es ist der Internet-Dienstleister United Internet, den man für Marken wie 1&1, GMX und Web.de kennt.
Die Berliner Startup-Schmiede Rocket Internet schraubt vor einem möglichen Börsengang ihren Firmenwert hoch. Beim Einstieg des Internet-Konzerns United Internet wurde Rocket mit rund 4,3 Milliarden Euro bewertet. United Internet, bekannt für Marken wie 1&1, GMX und Web.de, sichert sich einen Anteil von 10,7 Prozent für 435 Millionen Euro, wie die Unternehmen am Freitag mitteilten. Der philippinische Telekom-Konzern Philippine Long Distance Telephone Company (PLTD) hatte vor einer Woche eine Beteiligung von zehn Prozent noch zu einer Bewertung von 3,3 Milliarden Euro für das gesamte Unternehmen bekommen.
Ein Börsengang von Rocket Internet wird für Herbst erwartet. Dabei streben die Gründer Oliver, Marc und Alexander Samwer laut bisherigen Medienberichten einen Firmenwert zwischen drei und fünf Milliarden Euro an.
333 Millionen Euro in bar
Der Deal mit United Internet hat eine komplexe Struktur. Der Großteil des Geldes fließt mit 333 Millionen Euro in bar. Der Rest wird über die Beteiligung am Risikokapitalfonds Global Founders Capital eingebracht. United Internet war an diesem Fonds zusammen mit der Anlagegesellschaft der Samwer-Brüder, dem Global Founders Fund, beteiligt. Die Bewertung des Risikokapitalfonds sei anhand des aktuellen Werts der Startups unter seinem Dach festgesetzt worden, schrieb die "Financial Times" am Wochenende unter Berufung auf informierte Personen.
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Im Zuge der Transaktion fließt auch der Samwer-Anteil an Global Founders Capital gegen Ausgabe neuer Aktien in Rocket Internet ein. Danach sollen die Samwer-Brüder über ihren Global Founders Fund einen Anteil von 53,7 Prozent an Rocket halten. Weitere Anteilseigner sind die schwedische Investmentfirma Kinnevik mit 18,5 Prozent und Access Industries des US-Milliardärs Len Blavatnik mit 8,5 Prozent. Der Anteil von PLTD sinkt nach dem neuen Deal auf 8,6 Prozent.
Vorwurf: Kopie von US-Geschäftsmodellen
Ralph Dommermuth zieht als Chef von United Internet auch in den Aufsichtsrat von Rocket Internet ein. United Internet teilte zudem mit, mit der Einbringung von Anteilen gemeinsamer Fonds komme in diesem Jahr ein Sonderertrag von rund 70 Millionen Euro in die Bücher.
Rocket Internet war 2007 von den Samwer-Brüdern gegründet worden. Das Unternehmen ist hauptsächlich ein sogenannter Internet-Inkubator, der Startups auf den Weg bringt. Zu den Firmen, die unter dem Dach von Rocket groß geworden sind, gehört auch der Modehändler Zalando. Aktuell gehören zum Portfolio über 70 Unternehmen, die in Europa, Asien, Afrika und Südamerika aktiv sind. Vor allem US-Unternehmer werfen Rocket Internet oft vor, Geschäftsmodelle aus dem Silicon Valley zu kopieren. Oliver Samwer kontert, Ideen müssten auch von Markt zu Markt unterschiedlich umgesetzt werden. (dpa)