Köln. .

Sie heißen Gronkh, Y-Titti, Daaruum, DieLochis oder LeFloid, haben zum Teil Millionen Fans und sind berühmt - vor allem online. Ihr Markenzeichen sind ihre YouTube-Videos. In denen testen sie Computerspiele, machen Comedy, geben Beauty-Tipps oder kommentieren Nachrichten. An diesem Samstag treffen die Internet-Stars in der Kölner Lanxess Arena mit ihren Fans zusammen. Zu den Videodays werden rund 15 000 Teilnehmer erwartet. Und die wollen vor allem zwei Dinge: sich austauschen und von den Könnern lernen.

„Das sind alles Produzenten“, sagt Veranstalter Christoph Krachten über die Stars. „Ihre Karriere hat wie bei Musikern mit einfachem Equipment aus Leidenschaft und Spaß im Jugendzimmer begonnen.“ Aus dem Jugendzimmer ist mittlerweile eher eine Studentenbude geworden: Die Mehrzahl der deutschen YouTube-Helden ist heute Mitte, Ende 20. Gronkh alias Erik Range ist mit 37 Jahren Ausreißer nach oben. Im Gegensatz zu Fernsehstars mussten die YouTuber keine Programmplaner überzeugen, sondern legten oft einfach los. „Sie alle habe ihre Karriere selbst in die Hand genommen“, sagt Krachten.

Abo-Zahlen messen den Erfolg

Einer dieser Stars ist LeFloid alias Florian Mundt. Seit fünf Jahren hat er einen eigenen Kanal, seit zweieinhalb Jahren bietet er montags und donnerstags das Format „LeNews“ an. Der 26-jährige Student aus Berlin pickt sich dafür reißerische Schlagzeilen und Skurrilitäten zu den Themen Schule, Spiele und Verbrechen heraus, stellt Szenen nach und kommentiert sie. „Früher fand ich Blogs cool, war aber zu schreibfaul“, erzählt er. „Also hab ich mir gedacht: Jetzt springst du über deinen Schatten und hälst dein Gesicht in die Kamera.“ Mittlerweile bringt er es auf 1,9 Millionen Abonnenten.

In den Abo-Zahlen und Videoaufrufen misst sich der Erfolg der Stars. „Wer mit Abos arbeitet, spielt in einer höheren Liga“, erklärt Medienforscher Sebastian Buggert vom Kölner Rheingold-Institut. „Das ist dann der endgültige Beleg dafür, dass man es weit gebracht hat.“

Gronkh knackte im Juni die Drei-Millionen-Abonnenten-Marke. Das Comedy-Trio Y-Titti bringt es auf 2,9 Millionen. Die Zwillinge Roman und Heiko Lochmann, bekannt als DieLochis, haben 900 700 feste Bezieher. Vor zwei Jahren saßen die beiden bei den Videodays noch unter den Zuschauern.

„Die Künstler kommen aus dem Publikum. Das ist das besondere und das spürt auch jeder, der bei den Videodays dabei ist“, sagt Veranstalter Krachten. Er nennt es die „gemeinsame Demokratisierung der Medien“: Jeder, der ein Handy, eine Kamera und einen PC hat, kann bei YouTube einen Clip veröffentlichen. Alle Teilnehmer der Videodays arbeiten selbst mit dem Videokanal, sind zugleich Konsumenten und Fans. Die Stars selbst arbeiten immer professioneller, Werbenetzwerke vermarkten ihre Clips.

Nahbare Alltagsstars

Doch was macht die Videos eigentlich so beliebt? „Y-Titti, Daaruum, DieLochis oder LeFloid - das sind alles nahbare Alltagsstars“, sagt der Kommunikationsspychologe Carlo Sommer von der Hochschule Darmstadt. „Das Identifikationspotenzial ist also viel höher als bei abgehobenen Schauspielern.“ Für den Kölner Medienforscher Buggert ist noch ein weiterer Aspekt wichtig: Der pragmatische. Viele YouTuber leisten Hilfestellung im Alltag. „Ob es um eine schwierige Stelle in einem Video-Game geht, die gemeistert werden muss, oder um den richtigen Lidstrich - in jedem Fall ist die Vorgehensweise mit dem Bewegtbild einfacher zu erklären. Niemand liest gern Bedienungsanleitungen.“

Die Chance, mit diesen Videos berühmt zu werden, ist deutlich höher als bei Castingshows, glaubt der Psychologe Sommer. Dort werde man schnell als Idiot dargestellt und gebe jegliche Kontrolle ab. „Im Netz dagegen kann man sein Potenzial umsetzen. Und wenn es schiefgeht, verschwindet man ganz schnell wieder in der Masse und probiert etwas Neues aus“, sagt Sommer.

Von YouTube kriegt ihn keiner weg. Da ist sich LeFloid alias Mundt sicher. Vor dem Auftritt an diesem Samstag in der Kölner Lanxess Arena hat er allerdings ein bisschen Bammel. „Ich scheue mich vor Bühnenpräsenz. Ob online oder offline bekannt zu sein, ist schon noch mal was anderes.“