Nürnberg. .
Etwas holprig ist Roboter „Simon“ auf seinen vier Rädern unterwegs. Plötzlich stoppt das einen halben Meter große Gefährt die Tour: Es hat Müll entdeckt. Aufsammeln kann „Simon“ die Plastikflasche nicht, aber er übermittelt den Fundort an einen Laptop. Aus der Ferne beobachtet Marco Daume vom Nürnberger Servicebetrieb den Roboter. Er und seine Mitarbeiter sind für die Reinigung der Grünflächen in der Franken-Metropole verantwortlich. Die dortige Technische Hochschule hat ihnen nun einen Roboter gebaut. „Wir sind für innovative Modelle immer offen. Interessant schaut er schon mal aus“, sagt Daume.
In Gesprächen mit den Forschern hat er sich vor gut einem Jahr einen Roboter gewünscht, der gefährlichen Müll - wie Glasscherben und metallische Gegenstände - identifizieren kann. Diesem Anspruch ist „Simon“ schon sehr nahe. Ausgestattet mit einer Kamera macht er sich auf die Suche nach Müll und kann sogar schon einige Materialien wie Plastik identifizieren und unterscheiden. Die Stadt Nürnberg könnte mit Hilfe der von „Simon“ erstellten Müll-Fundortkarte beispielsweise zielgerichtet Abfalleimer aufstellen und Reinigungseinsätze optimieren, sagt der Entwickler Michael Schmidpeter. Der Roboter ist im Rahmen der Bachelorarbeit des 24 Jahre alten Studenten entstanden.
Bis zur Praxistauglichkeit ist es aber noch ein langer Weg: Als Regen aufzieht, muss „Simon“ unters Dach. Die Technik ist zu sensibel. Auch die Klassifikation des Mülls müsse noch zuverlässiger werden, sagt Schmidpeter. Außerdem erkennt der Roboter noch keine Menschen, ihnen würde er einfach gegen das Schienbein fahren. Der Roboter wird deshalb noch mit einem Joystick gelenkt. „Detailprobleme müssen noch gelöst werden“, resümiert Schmidpeter.
Preis von 1000 Euro als Ziel
Professor Stefan May von der Hochschule spricht von „noch ein paar Jahren“ Forschung, bis eine ausgereiftere Variante tatsächlich bei der Müllbeseitigung auf öffentlichen Grünanlagen helfen könne. „Der Roboter muss noch kleiner und günstiger werden“, sagt der 38-Jährige. Momentan wiegt „Simon“ stolze 35 Kilo und würde bis zu 30 000 Euro in der Anschaffung kosten. Ziel ist ein Preis von rund 1000 Euro. Außerdem soll „Simon“ den Müll auch nicht mehr nur orten, sondern gleich aufsammeln.
Vorbilder gibt es bereits genug. Schon heute werden Roboter nicht nur in der Industrie genutzt. Kleine kreisrunde Geräte mähen vielerorts den Garten, in Haushalten erledigt die Robotik das Staubsaugen. „Warum nicht auch bald der Müll-Roboter? In Nürnberg sind doch sogar schon die U-Bahnen fahrerlos“, kommentiert Daume.