Bonn..


Milch, Obstsalat und Vollkornbrot sind gesund. Doch sie können auch krank machen. Das ist der Fall, wenn jemand gegen einen ihrer Inhaltsstoffe eine Intoleranz hat. „Dabei handelt es sich um eine Unverträglichkeitsreaktion, die damit zu tun hat, dass der Körper gewisse Nahrungsbestandteile nicht richtig verarbeiten und aufnehmen kann“, erklärt der Ernährungswissenschaftler Harald Seitz vom Verbraucherinformationsdienst aid in Bonn.

Ursache einer Nahrungsmittelintoleranz ist meist ein angeborener Mangel an Verdauungsenzymen. Sie kann jedoch auch durch Darmerkrankungen oder Veränderungen der Darmflora entstehen. Zu den Stoffen, die am häufigsten nicht vertragen werden, gehören Laktose (Milchzucker), Fruktose (Fruchtzucker), Gluten (Getreideeiweiß) und Histamin (Botenstoff).

Anders als bei Lebensmittelallergien, mit denen sie oft irrtümlich gleichsetzt werden, ist es bei Intoleranzen meist nicht so, dass Betroffene die auslösenden Lebensmittel komplett meiden müssen. „Bei einer Allergie reagiert der Körper auf eigentlich harmlose Stoffe mit einer Abwehrantwort und bildet Antikörper“, erklärt Doreen-Nadine Hecht, Ernährungsberaterin von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). „Durch die Sensibilisierung reichen meist geringe Mengen des Allergens, um unmittelbar heftige Reaktionen auszulösen.“ Bei einer Intoleranz ist die Reaktion dagegen mengenabhängig, von Fall zu Fall wird unterschiedlich viel „Reizstoff“ vertragen.

Die Unverträglichkeit tritt zeitverzögert ein und ist weniger ausgeprägt als eine Allergie. Grob gesagt, äußert sie sich bis auf wenige Ausnahmen vor allem in Form von Magen-Darm-Beschwerden. Ernst nehmen sollte man das auf jeden Fall. „Wenn jemand das, was er nicht verträgt, nicht meidet, wird er die Beschwerden schlicht nicht los, sie verschlimmern sich eventuell noch“, erklärt die Diplom-Oecotrophologin Bettina Halbach aus Wuppertal.

Darüber hinaus kann eine unbeachtete Intoleranz auch weiterreichende Gesundheitsprobleme verursachen. So kann sie die Magen- und Darmschleimhaut schädigen und infolgedessen unter anderem zu Störungen in der Nährstoffaufnahme, erhöhter Infektanfälligkeit und Entzündungen führen. „Es ist wichtig, Warnsignale zu erkennen und auf sie zu reagieren“, betont Halbach deshalb.

Es bedarf Detektivarbeit, um zu klären, welcher Stoff der Übeltäter ist. Oft finden Betroffene erste Anhaltspunkte, wenn sie ein Ernährungstagebuch führen. „Letztlich empfiehlt es sich aber, die Symptome durch einen Arzt abklären zu lassen“, sagt Halbach. Ausgehend vom Befund muss das Essverhalten umgestellt werden. Ein Überblick über die häufigsten Intoleranzen

Laktose


Menschen mit einer Laktoseintoleranz mangelt es am Enzym Laktase, das Milchzucker spaltet. Ohne das Enzym wird der Zucker nicht verdaut, sondern von Darmbakterien abgebaut. „Dabei entstehen Gase, die Blähungen, Völlegefühl und Schmerzen verursachen können. Außerdem kann es zu Durchfall kommen“, erläutert Margret Morlo vom Verband für Ernährung und Diätetik (VFED). Ob eine Laktoseintoleranz besteht, verrät ein Atemtest. Dann stehen Milch und Milchprodukte aller Art auf der schwarzen Liste und können nur bedingt verzehrt werden. Oft ist eine gewisse Menge Laktose verträglich, so dass laktosearme Erzeugnisse wie Hartkäse auf dem Speiseplan bleiben können. Wenn das nicht geht, gibt es laktosefreie und pflanzliche Alternativen.




Fruktose

Eine Fruchtzuckerintoleranz entsteht durch die Fehlfunktion eines Transportproteins. „Durch sie wird die Fruktose nicht oder nur begrenzt durch die Dünndarmschleimhaut aufgenommen und wandert weiter in den Dickdarm, wo sie zu organischen Säuren, Kohlendioxid und Wasserstoff abgebaut wird“, erklärt DGE-Expertin Hecht. Die Folge sind Blähungen, Unterbauchschmerzen, plötzlicher Stuhlgang und Durchfall. Die Diagnose erfolgt auch hier per Atemtest. Neben Obst gilt dann unter anderem bei fruchtzuckerhaltigen Lebensmitteln und Honig Vorsicht. Ein kompletter Verzicht ist allerdings selten nötig. Meist genügt es, die Zufuhr zu drosseln, etwa indem gezielt nur Obst mit wenig Fruktose wie Aprikosen auf dem Speiseplan stehen.



Gluten

Gluten ist ein Klebereiweiß, das in Weizen, Roggen, Gerste und vielen anderen Getreidesorten vorkommt. Wenn jemand unter der auch Zöliakie genannten Glutenintoleranz leidet, bildet sein Körper bei Kontakt Antikörper. „Sie können eine chronische Entzündung der Darmschleimhaut hervorrufen“, erläutert Seitz. Die Folge sei, dass die Nahrung schlechter verstoffwechselt wird. Dadurch kommt es unter anderem zu Durchfall, Gewichtsverlust und Mangelerscheinungen. Die Diagnose einer Zöliakie erfolgt über Bluttests und Gewebeproben. Bei einem positiven Befund lassen sich Weizen und Co. durch glutenfreies Getreide wie Buchweizen oder Mais ersetzen.



Histamin

Histamin existiert als Botenstoff im menschlichen Körper, aber auch in vielen Nahrungsmitteln wie reifem Käse, Wein oder Fisch. Wer dagegen intolerant ist, dem mangelt es an dem für den Histaminabbau verantwortlichen Enzym Diaminooxidase. „Daher verbleibt mit der Nahrung aufgenommenes Histamin länger im Blut und verursacht Beschwerden wie Quaddelbildung, Hautrötungen, Kopfschmerzen oder Verdauungsprobleme“, sagt Morlo. Ob eine Unverträglichkeit vorliegt, wird durch eine diagnostische Diät nachgewiesen. Ist es der Fall, empfiehlt es sich, vorwiegend frische, wenig gereifte Produkte zu verzehren, da sie histaminärmer sind.