Essen.. Auch im digitalen Zeitalter gibt es noch Menschen, die sich für gedruckte Literatur stark machen. Wir stellen gleich zwei neue Verlage vor, auch wenn ihre Ansätze ganz unterschiedlich sind: „Fuchs & Fuchs“ sowie „Eder & Bach“.

Das Buch, das gedruckte jedenfalls, gilt als verstaubtes Auslaufmodell, das neben den Digitalsensationen unserer Zeit über kurz oder lang auf der Strecke bleiben wird. Und doch gibt es mutige Menschen, die sich anno 2014 mit einem neuen Verlag an den Start wagen: „Fuchs & Fuchs“ sowie „Eder & Bach“ haben auf den ersten Blick kaum mehr gemein als das schicke „&“ – sind aber womöglich Wegbereiter für ihr Zunft.

Ihr Spitzentitel ist zugleich der einzige Titel im ersten Programm von „Eder & Bach“: Felix Grisebach, Literaturagent, und Klaus Fuereder, ehemals Geschäftsführer der Ullstein Buchverlage, setzen ganz auf Bestsellerautor Zoran Dvenkar und seinen Thriller „Still“. Das aber mit aller Macht: „Die große Thriller-Kampagne 2014 – alles andere als still“ umfasst Print- und Plakatwerbung, eine Social-Media-Kampagne und Radiospots mit Schauspieler Christoph Maria Herbst, der auch das Hörbuch liest. Hinter all dem steht der Glaube daran, dass der Erfolg „relativ planbar zu machen ist“, so Klaus Fuereder. „Das ist kein Hexenwerk“ – jedenfalls nicht im „Bereich der Genre-Literatur“.

Die Konzentration auf einen, höchstens zwei Titel pro Halbjahr ist Konzept, ebenso die Arbeit mit einem schlanken Team – als Reaktion auf „all die Verwerfungen und Umbrüche“ im Verlagsgeschäft. Ein Programm mit 30 oder 40 Titeln, das sei „auch für die etablierten Verlage nicht der Weg in die Zukunft“, glaubt Fuereder – „weil einfach die Flächen im Handel immer weniger werden“. Parallel dazu nähmen immer mehr Autoren ihr Schicksal selbst in die Hand. Fuereder sieht den Verlag „Eder & Bach“ denn auch eher als „Dienstleister für Autoren“, der übrigens die Gewinne „fiftyfifty“ teilt. Das könnte auch etablierte Bestseller-Autoren interessieren – üblich sind zehn Prozent vom Ladenverkaufspreis als Honorar. Im September wird sich entscheiden, ob das Konzept aufgeht: „Wir rechnen anhand der Vorbestellungen damit, 50.000 Exemplare auszuliefern – sind aber guter Dinge, deutlich mehr zu verkaufen.“

Gründung war „eine Trotzreaktion“

Das sind Dimensionen, von denen Kristina Kienast nur träumen kann. In ihrem Büro gleich am Tempelhofer Feld in Berlin arbeitet sie als selbstständige Herstellerin – befasst mit der Gestaltung, Ausstattung und Materialwahl von Büchern. Als sie im Frühjahr ihren eigenen Verlag gründete, war dies auch „eine Trotzreaktion gegen all die, die immer sagen, Bücher haben keine Zukunft“. Der Name „Fuchs & Fuchs“ entstand aus Kienasts Mädchennamen, der aber „nicht so alleine stehen“ sollte, „der zweite Fuchs sind der Autor und all die anderen, die am Entstehungsprozess eines Buches beteiligt sind“.

Auch Kienast setzt auf wenige Titel pro Programm, auf die Konzentration und ein kleines Team von Helfern – freie Lektoren, eine Presseagentur. „Ich habe eben kein großes Marketingbudget, sondern wähle meine Titel so aus, dass sie auch für die Presse interessant sein könnten“, so Kienast. Wie ihr erstes Buch, „Tempelhofer Feld“ von Thilo Bock, ein Roman, der ein urbanes Lebensgefühl spiegelt: Als der Termin zum Volksentscheid feststand, hat sie die Verlagsgründung rasch vorgezogen. Und Thilo Bock, den sie kannte, hat sich ebenso rasch für „Fuchs & Fuchs“ entschieden. „Er war vorher bei einem größeren Verlag und wusste, dass die Publikumsverlage einen längeren Vorlauf benötigen. Und unser Kalkül ging auf: Er hat dann sehr viele Interviews gegeben“, erzählt Kienast mit glücklichem Lachen.

„Mehr zu bieten als die Großverlage“

Die Konzentration auf wenige Titel und das Ziel, dem Autor mehr zu bieten als die Großverlage: Mit diesem Konzept könnten die beiden Verlage mit dem „&“ auch auf der Langstrecke Erfolge feiern, gar Nachahmer finden. Und das sind mal richtig gute Nachrichten fürs gedruckte Buch!