Khartum. .
Das Martyrium von Mariam Jahia Ibrahim Ischag macht Hunderttausenden Christen im Sudan Angst. Die 27-jährige Sudanesin wurde wegen „Abtrünnigkeit“ vom Islam zum Tode verurteilt – dabei hat sie ihr Leben lang als Christin gelebt. Nun brachte die Frau hinter Gittern ein Kind zur Welt – das könnte ihr zunächst zwei Jahre Aufschub bis zur Hinrichtung bringen.
Ihr Ehemann Daniel Wani sagte der britischen Zeitung „Telegraph“, dass seine Frau für die Geburt zwar auf die Krankenstation des Gefängnisses verlegt worden sei – sie habe aber auch den Geburtsvorgang in Ketten überstehen müssen. „Sie war an den Beinen angekettet“, sagte Wani. Er habe erst am Mittwoch seine Frau und den Säugling besuchen dürfen: „Das Baby ist wunderschön. Sie heißt Maya. Auch die Mutter ist okay.“ Für die Zeit des Besuchs seien die Ketten entfernt worden.
Die christliche Minderheit im Sudan fürchtet nun, dass Menschenrechte und Religionsfreiheit im Sudan noch mehr als bisher bedroht werden. „Die Geisteshaltung der Regierung ist tief islamisch und damit gegen alle Christen gerichtet, wenn sie könnten, würden sie unsere Organisation schließen und sagen: Geht zur Hölle“, meint der Präsident der katholischen Hilfsorganisation „Society of Saint Vincent De Paul“, Nasri Morgos Buctor.
Die Lage der Christen habe sich vor allem nach der Abtrennung des Südsudan 2011 verschlechtert: Denn die große Mehrheit der damals etwa sechs Millionen Christen lebt nun nicht mehr unter der Herrschaft Khartums. Die Regierung erschwere zunehmend das Leben der Christen, klagt Buctor. Im Sudan sind das vor allem Kopten und Griechisch-Orthodoxe.
Dem Todesurteil gegen Mariam Ischag verdanken die Christen des Sudans weltweite Aufmerksamkeit. Das Schicksal der jungen Frau erregt international Aufsehen. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte, die USA, Großbritannien und Deutschland protestierten. Amnesty International sprach von einem „abscheulichen“ Urteil.
Die Leidenszeit der Medizinerin begann 2013. Ihre eigene Schwester hatte sie wegen „Abtrünnigkeit“ vom Islam und „Gotteslästerung“ angezeigt. Im Februar musste die Ehefrau eines Christen ins Frauengefängnis von Khartum. Ihren damals 20 Monate alten Jungen durfte sie mitnehmen. Vor zwei Wochen verurteilte das Al-Hadsch-Jusif-Kriminalgericht die Frau zum Tod durch Erhängen – sofern sie ihrem Glauben nicht abschwöre. Der Richter berief sich auf das Strafrecht des Landes, das sich auf das islamische Rechtssystem Scharia gründet. Demnach ist die Heirat einer Muslima mit einem Christen eine Straftat.
Der Richter fragte Ischag mehrfach, ob sie „auf ihre Glaubensabtrünnigkeit“ bestehe. „Ich bin eine Christin, ich bin keine Abtrünnige“, beteuerte sie. Wegen „Ehebruchs“ – der Beziehung zu ihrem Ehemann Daniel Wani – wurde sie zudem zu 100 Peitschenhieben verurteilt.