Technik — Mit der Kraft der Gedanken ein Flugzeug lenken, ohne die Hände dabei zu benutzen -- das klingt nach einer erfundenen Geschichte aus einem Science-Fiction-Film. Dabei gibt es längst erste Versuche dazu. In der Stadt München in Süddeutschland stiegen jetzt erstmals Testpiloten in einen Flugsimulator - und brachten ihr Flugzeug sogar sicher wieder zum Boden. Die Forscher von der Technischen Universität München freuten sich gestern riesig. Das hirngesteuerte Fliegen hat erstmals am Simulator funktioniert - und zwar mit überraschender Genauigkeit.
Aber wie funktioniert das Ganze eigentlich? „Es ist nicht so, dass direkt Gedanken gelesen werden, sondern in dem Experiment stellt sich der Pilot Bewegungen seiner Hände vor. Wenn er das nicht macht, fliegt das Flugzeug im Idealfall geradeaus weiter“, sagte Luft- und Raumfahrtingenieur Tim Fricke, der das Projekt leitet.
Landeanflug gelungen
Denke der Pilot etwa ans Essen, ändere das nichts am Flug, da bei Hunger andere sogenannte Neuronen im Gehirn aktiv würden. Die gemessenen Gehirnströme werden dann automatisch in Lenkbewegungen und Geschwindigkeitskommandos umgesetzt. „Es ist meines Wissens das erste Mal, dass das in einem realitätsnahen Simulator gemacht worden ist“, sagte Forscher Fricke. Es hat ähnliche Experimente mit Autos gegeben.
Bei dem Flugtest in München stiegen sieben Testpersonen mit unterschiedlichen Kenntnissen in den Flugsimulator. Ein Teilnehmer hatte gar keine praktische Erfahrung als Pilot im Cockpit. Die Genauigkeit, mit der die Versuchspersonen allein durch gedachte Kommandos den Kurs halten konnten, hätte teils sogar den Anforderungen einer Flugschein-Prüfung genügt, sagte Fricke. Auch der Landeanflug bei schlechter Sicht sei einigen gut gelungen.
Die Forscher beschäftigen sich nun mit Anforderungen an das Steuerungssystem. Der Pilot spürt normalerweise Widerstände bei der Steuerung und muss Kraft aufwenden, wenn das Flugzeug zu sehr belastet wird. Das fällt beim hirngesteuerten Fliegen weg. Daher muss der Pilot auf anderen Wegen eine Rückmeldung erhalten, ob er etwa das Flugzeug zu stark beansprucht.