Washington.

Wer Washingtons wichtigsten Beitrag zum Weltkulturerbe sehen will, kann das Weiße Haus und das Kapitol getrost links liegen lassen. Die Musik spielt woanders: 1140 Third Street, North­east. Zwei Tage nach ihrem von 73 Millionen Amerikanern bestaunten Premieren-Auftritt in der Familien-Fernsehshow von Ed Sullivan haben die Beatles hier am 11. Februar 1964 ihr erstes Arena-Konzert in den Vereinigten Staaten gegeben. 8092 Zuschauer erlebten im Coliseum für Ticketpreise zwischen zwei und vier Dollar ein Schlüsselereignis der Nachkriegskultur. Die Bühne: ein Box-Ring ohne Seile. „Nach 35 Minuten war alles vorbei“, erinnert sich Al Gore, damals 15, später Vizepräsident, „aber nichts mehr so wie vorher.“ Ein Virus hatte zugeschlagen. Beatlemania.

50 Jahre danach wird das Erweckungserlebnis haargenau nachgestellt. Nicht nur in der Hauptstadt. Überall in den USA feiert die musikalische Invasion aus dem einstigen Mutterland in Ausstellungen, Sondersendungen, Tribut-Konzerten, Lesungen und Büchern Wiederauferstehung. Amerika verneigt sich vor vier Entwicklungshelfern, die das Land veränderten.

Einen besseren Zeitpunkt für die Beatles in Amerika als ‘64 konnte es nicht geben. Buddy Holly war fünf Jahre tot und hatte La Bamba-Star Ritchie Valens gleich mitgenommen. John F. Kennedy war erst wenige Monate zuvor erschossen worden. Und Bill Haleys Halbstarken-Pose wirkte nicht nur wegen der Schmalzlocke nur noch onkelhaft. Das Land, in dem die erste Babyboomer-Generation teenagerflügge wurde und nach Zerstreuung gierte, war traumatisiert. Beatles-Manager Brian Epstein hatte das Rezept unter Vertrag: Liebe. Und Leichtigkeit. Cool Britannia. Was die Burschen aus Liverpool da ins Land lächelten, war Befreiung und Heilpflaster in einem. Und die Beatles öffneten die Tür, durch die kurz darauf die anderen aus GB drängelten: die Stones, die Ani­mals, die Kinks, die Who.