Mülheim an der Ruhr. . Das erste Wochenende im neuen Jahr steht ganz im Zeichen des Piepmatzes: Von Freitag bis einschließlich Montag sollen Naturfreunde eine Stunde lang Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zählen und danach den Natürschützern ihre Ergebnisse melden.

Amsel und Blaumeise, Buchfink, Feld- und Haussperling, Grünfink, Kleiber, Kohlmeise, Rotkehlchen und Elster sind die „Top Ten“ – wenn es um die häufigsten Wintervögel in Deutschland geht. Wie es um unsere Vogelwelt in der kalten Jahreszeit bestellt ist, möchte der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) alljährlich wissen und lädt zur „Stunde der Wintervögel“ ein. Ab heute bis einschließlich Montag sollen Naturfreunde eine Stunde lang Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zählen und danach die Ergebnisse melden. Rund 16 000 Vogelfreunde aus NRW nahmen im vergangenen Jahr an der Aktion teil.

Spatz kein Allerweltsvogel mehr

„Gezählt werden soll ausschließlich im Siedlungsbereich, also nicht im Wald oder im freien Feld“, erklärt Bernd Jellinghaus, beim Nabu für Ornithologie und Vogelschutz zuständig. Die durch die Zählung gesammelten Daten würden ausgewertet und dienten dazu, „sich noch besser für den Vogelschutz einsetzen zu können“.

In einer Stadt wie Mülheim kann die Zählung etwa Aufschluss darüber geben, wie es um den Haussperling bestellt ist. Dessen Bestand gehe nämlich seit gut 20 Jahren kontinuierlich zurück; der Spatz sei schon lange kein Allerweltsvogel mehr, sagt Jellinghaus. „Ihm fehlt vielerorts die ganzjährige Nahrung.“ Das Tier habe es nicht leicht in zubetonierten Städten, „mit fehlenden Nist-Möglichkeiten in und an Gebäuden“. Das gelte auch für Gärten oder Parks, „wo der Spatz mit einem englischen Rasen nichts anfangen kann“, so Jellinghaus.

„Bieten Sie Winterstreufutter, Sonnenblumenkerne, Rosinen und Nüsse an“

Der Tipp des Experten für Menschen, die den Vögeln im Winter etwas Gutes tun wollen: „Bieten Sie Winterstreufutter, Sonnenblumenkerne, Rosinen und Nüsse an.“ Der in den Futtermischungen enthaltene Weizen sei gut für Spatzen. „Amseln und Rotkehlchen mögen Haferflocken. Mit Äpfeln macht man Drosseln eine Freude.“ Da die Vögel im Winter mehr Fett brauchen, könne man außerdem Rindertalg vom Metzger warm machen und unters Futter mischen.

Auch Thomas Brüseke vom Naturschutzbund Ruhr – dem Nabu-Regionalverband für Mülheim – ist die richtige Fütterung der Tiere im Winter wichtig. „Man sollte keine offenen Futterstellen anbieten, wo die Vögel sich auf die Nahrung setzen können und dort dann auch koten.“ Dadurch könnten unter Tieren Krankheiten übertragen werden. Gut sei dagegen ein sogenanntes Futtersilo, wo der Vogel etwa vor einer Röhre sitze, aus der das Futter nachrutsche, erklärt der Biologe. Auch Wasserstellen müssten sauber gehalten werden. „Da empfehlen sich geschlossene Wasserspender.“

„Jedes Aufscheuchen kostet Vögel im Winter viel Kraft“

Brüseke rät den Vogelzählern am Wochenende, die Tiere ruhig zu beobachten. „Denn jedes Aufscheuchen kostet Vögel im Winter viel Kraft.“ Am Stauwehr unterhalb der ehemaligen Jugendherberge sowie an der Holzbrücke zwischen Wasserbahnhof und Kassenberg könne man derzeit auch Wintergäste wie die Tafelente oder den Gänsesäger entdecken. Der Flughafen Essen-Mülheim sei ein beliebter Platz für Greifvögel wie den Wanderfalken oder den Habicht. „Und in der Ruhraue nahe des Saarner Kirmesplatzes findet man eine Graureiher-Kolonie.“