Aus der Region. .
Ein positives Arbeitszeugnis ist meist das Herzstück einer Bewerbung. Viele Personaler wollen sich aber nicht mehr allein auf die schriftliche Einschätzung ihrer Vorgänger verlassen. Stattdessen greifen sie zum Telefon und informieren sich auf diese Weise über den Bewerber. Wer sich von der Konkurrenz abheben will, sollte deshalb die Kontaktdaten ehemaliger Vorgesetzter in seinen Unterlagen angeben.
Denn schon lange zweifeln Personalchefs die Aussagekraft von Arbeitszeugnissen an. „Ein Arbeitszeugnis muss zum Wohlwollen des ausscheidenden Arbeitnehmers formuliert sein“, sagt Jobcoach Jürgen Hesse aus Berlin. Negative Bewertungen seien darin kaum zu finden - selbst dann nicht, wenn sie berechtigt sind.
Arbeitszeugnis fehlt Aussagekraft
Während das Zeugnis Arbeitgebern früher ermöglicht habe, Bewerber miteinander zu vergleichen, funktioniere das heute kaum noch, erzählt auch Wolfgang Schmitz vom Unternehmerverband in Duisburg. „Im Prinzip sind alle gut oder sehr gut“, sagt er. Außerdem ließen Personalverantwortliche aus Zeitnot, Angst vor Fehlern oder Bequemlichkeit Mitarbeiter ihre Zeugnisse selber schreiben, fügt Hesse hinzu. „Das wissen viele Chefs und verlassen sich deshalb nicht mehr nur allein darauf“, erklärt der Experte.
Trotzdem dürfe das Arbeitszeugnis in keiner Bewerbung fehlen, betont Schmitz. Zwar benutzten Personalleiter gern immer die gleichen Worthülsen, die alles oder nichts sagten. Das Arbeitszeugnis deshalb aber generell infrage zu stellen, hält er für falsch. Job-Coach Hesse geht sogar noch einen Schritt weiter und warnt: „Wer keins vorweisen kann, macht sich verdächtig.“ Ein potenzieller Arbeitgeber könnte dann vermuten, der Bewerber hätte vielleicht etwas zu verbergen.
Bewerbern, die sich positiv von ihrer Konkurrenz abheben möchten, empfiehlt er aber, ehemalige Arbeitgeber als Referenz mit Telefonnummer und E-Mail-Adresse in den Unterlagen anzugeben. Der richtige Ort dafür ist entweder der Lebenslauf. Passend zu den beruflichen Stationen können dort die Kontaktdaten des jeweiligen Vorgesetzten angegeben werden. Wahlweise schreiben Bewerber die Referenzen auf ein separates Blatt, das sie in der Bewerbungsmappe vor die Arbeitszeugnisse einordnen.
Als Referenz eignen sich direkte Vorgesetzte, Personalchefs oder Geschäftsführer, sagt Hesse. Wichtig sei, dass sie in der Hierarchie dem Jobsuchenden übergeordnet sind. Umso höher die Hierarchieebene, umso mehr Eindruck mache die Referenz. Allerdings sollten Jobsuchende die ehemaligen Förderer vorher um Erlaubnis bitten, bevor sie diese aufführen - und es könne auch nicht schaden, mit ihnen zu besprechen, was sie dem neuen Arbeitgeber sagen werden, rät Hesse.
Der neue Chef wird es genau wissen wollen. Laut Hesse könnte er mindestens drei Fragen stellen. „Kann der Vorgesetzte den Mitarbeiter empfehlen? Wo liegen dessen Stärken? Was kann er nicht so gut?“ Gerade, wenn es um die Schwächen des Bewerbers gehe, sei Fingerspitzengefühl gefragt.
Obwohl Referenzgeber eine Bewerbung aufwerten können, sollte die Anzahl der Namen überschaubar bleiben. Meist seien zwei bis drei Referenzen ausreichend, sagt Paul Ebsen von der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Möglich sei aber auch, auf Referenzen im Lebenslauf zu verzichten und stattdessen im Vorstellungsgespräch eine Liste zu überreichen, auf der mehrere Referenzgeber aufgeführt sind. Sie könnten Bewerber nach der Schilderung des Werdegangs übergeben. Freiberuflern und selbstständigen Arbeitnehmern rät Ebsen, Auftraggeber anzusprechen, die eventuell eine schriftliche Einschätzung der Zusammenarbeit abgeben können.
Doch ein Personaler werde nicht bei jedem Bewerber zusätzliche Informationen einholen, erklärt Schmitz. „Es kommt immer darauf an, für welche Position sich derjenige beworben hat. Bei Sachbearbeitern oder Produktionshelfern wird kein Stellenanbieter mehrere Referenzen abtelefonieren.“ Sei dagegen eine Führungsposition zu besetzen, gehörten Referenzen inzwischen schon zum guten Ton.
Personalleiter müssten dann zwar mehrere Telefonate führen, bekämen so aber eine ehrliche Einschätzung über Stärken und Schwächen durch ehemalige Kollegen. Während sich Arbeitnehmer hierzulande immer noch allzu oft allein auf ihr Arbeitszeugnis verließen, seien Bewerber in Ländern wie den USA schon einen Schritt weiter, erzählt Schmitz. „Dort gibt es gar kein Arbeitszeugnis mehr. Stattdessen läuft alles nur noch über persönliche Referenzen.“
Bei Jobsuchenden, die im Ausland tätig waren, nähmen deshalb persönliche Einschätzungen ehemaliger Vorgesetzter heute schon die Stellung von Arbeitszeugnissen ein, sagt Hesse. In jedem Fall seien sie eine gute Ergänzung.