Der Nobelpreis für Literatur zeichnet seit mehr als 110 Jahren die Schwergewichte unter den Autoren aus - jedenfalls in den meisten Fällen. Denn ganz ohne Kurioses, Kontroverses oder Banales ging es natürlich nicht. Einige Anekdoten:
DIE WARTENDEN: Als Günter Grass die Auszeichnung 1999 endlich erhielt, hatten ihn schon viele als Preisträger abgeschrieben. Grass war jahrelang immer wieder nominiert gewesen, sein zentrales Werk "Die Blechtrommel" schon 40 Jahre vorher veröffentlicht worden. Andere hochkarätige Autoren missachtete die Stockholmer Jury ganz: etwa Leo Tolstoi, James Joyce, Virginia Woolf, Franz Kafka, Marcel Proust, Friedrich Dürrenmatt, Henrik Ibsen oder August Strindberg.
DER VERHINDERTE: Der Russe Boris Pasternak ("Doktor Schiwago") musste die begehrte Auszeichnung 1958 auf Druck der sowjetischen Parteiführung ablehnen. 1989 nahm sein Sohn die Ehrung für den bereits gestorbenen Pasternak entgegen.
DER VERSCHMÄHER: Der Franzose Jean-Paul Sartre wies die Ehrung 1964 als bisher einziger freiwillig zurück. "Jeder Preis macht abhängig", erklärte er stolz. Elf Jahre später fragte er beim Nobelkomitee aber doch nach, ob man ihm nachträglich die Dotierung von damals 273 000 Schwedischen Kronen überweisen könne. Bekommen hat er das Geld nicht.
DER POLITIKER: Nicht immer fiel die Wahl der Akademie auf Romanautoren oder Lyriker. 1953 ging der Preis an den britischen Ex-Premierminister Winston Churchill - gewürdigt wurden seine literarischen Verdienste als Historiker und Biograf sowie seine Redekunst.
DAS UNGESCHRIEBENE GESETZ: Als die US-Schriftstellerin Pearl S. Buck 1938 unter anderem für "ihre reichen und echten epischen Schilderungen aus dem chinesischen Bauernleben" ausgezeichnet wurde, war das Gemecker groß. Bucks Literatur galt als trivial, die Ehrung als Missgriff. Deshalb verhindert heute die inoffizielle "Lex Buck", den vermeintlichen Fehler zu wiederholen. Die Regel besagt, dass ein Schriftsteller erst dann den Preis erhalten kann, wenn er mindestens in einem Jahr vorher auf der Liste der engsten Favoriten stand.
DAS KRITISIERTE JURYMITGLIED: Kurz vor der Vergabe des Nobelpreises 2008 erregte Jurymitglied Horace Engdahl aufsehen mit seinen Äußerungen über US-Literatur. Der Schwede wurde dafür kritisiert, dass er Schriftsteller aus den Vereinigten Staaten in einem Interview als "zu isoliert und unwissend" für große Werke bezeichnete. Beim Nobelpreis für Literatur dominieren die europäischen Gewinner - die USA warten inzwischen seit 20 Jahren auf eine erneute Auszeichnung.