Herne. .

Fast scheint es so, als sei die ganze Teutoburgia Siedlung in Herne eine einzige Filmkulisse. Es mag am pittoresken liegen, an der priese Vorstadtsiedlung. Einige neugierige Köpfe luken in der Laubenstraße aus ihren Fenstern, Mütter stehen mit ihren Kindern an der Gabelung zur Nebenstraße, warten und beobachten. Es ist nicht so einfach, in diesen Tagen zu seinem Haus zu gelangen, denn die Wahl einiger „Drehort-Scouts“ fiel neben München, Köln und Bochum, eben auch auf die beschauliche Laubenstraße der ehemaligen Bergarbeitersiedlung. Hier werden sich nächstes Jahr im Kino, einzelne Außenszenen des Kinderfilms „Vampirschwestern 2“ wiederfinden. Ein Film um zwei Vampirmädchen, die eine menschliche Mutter haben, einen Blutsauger als Vater, und nun eben auch mit menschlichen Problemen kämpfen: Liebeskummer (siehe Untertitel: „Fledermäuse im Bauch“).

Die Laubenstraße sei genau richtig: „sie ist gleichförmig, spießig und trotzdem sehr schön“, beschreibt es Produzentin Uli Putz. Die Genehmigung für so einen Dreh zu bekommen, sei aber alles andere als leicht. „Alle Anwohner müssen einwilligen“, sagt Putz. Und das Verständnis für das fledermausige Treiben geht auseinander. So bekochen die einen Anwohner in fürsorglicher Manier die ganze Mannschaft abends mit Suppe und Fleischwurst, während die anderen genervt sind, weil sie keinen Parkplatz finden. Dafür gehen die Meinungen zum Ruhrgebiet bei den Schauspielern ebenso auseinander. Zum „Presse-meeting im Zelt“, wird jeder Darsteller einmal auf die Bierzeltgarnitur gebeten. Kurzinterviews stehen an. Die Motivation der Darsteller: durchwachsen. Michael Kessler (Switch Reloaded) gibt sich ruhrgebietsnah und locker gesprächig, war er doch selber an der Schauspielschule in Bochum. „Hier gibt es noch das kumpelhafte, diese direkte, offene Art.“ Seine Kollegin Diana Amft (Doctors Diary) kämpft derweil mit einer hartnäckigen Wespe. Schwierig sei es heutzutage, Kinderfilme zu drehen. „Die Ansprüche steigen, Kinder sind nicht mehr so leicht zu begeistern“, so Kessler.

Der sonst für ernste Rollen bekannte Stipe Erceg, kommt im Vampiroutfit, schon blass geschminkt, mit seiner Filmfrau Christiane Paul. Ob sie schon was vom Ruhrgebiet gesehen hätten? Paul: „Wir wohnen auf Schalke, da sieht man nichts vom Ruhrgebiet“, und Erceg ergänzt: „Nirgendwo ist es grauer, ich habe in Duisburg mal gearbeitet, ich mag die Stadt irgendwie – aber grau ist es trotzdem.“

Von Vampirgeschichten gefesselt, begeistert, waren beide als Kinder nicht. Das war nicht die Zeit für Vampire.

So langsam löst sich das Treiben in der, nennen wir es „Container-Landschaft“, auf (professionell: Basis Station Set). Hier ist auf kleinem Raum alles, was das Team braucht: Requisitencontainer, Garderobe, Catering (Spiegelei auf Brot und Nutellaschnittchen), Wohnwagen mit Namensschildern, Toiletten. Die letzten Komparsen werden instruiert, Drehtermine besprochen. Über Funk verständigt sich die Truppe, auf Fahrrädern wird Technik hin und her gefahren. Es geht los zum Set. In die Laubenstraße. Hier wird gleich die Szene geprobt, in der Vampirhasser Dirk van Kombast (Paraderolle für Michael Kessler) mit selbst gebasteltem Vampir-Abwehr-Sauger, Dackel Poldi ausversehen einsaugt.

Während die Poldi-Attrappe leiden muss, lässt sich der echte Poldi indes in der Container-Landschaft noch von Besitzerin und Tiertrainerin Susanne Gehrmann-Netenjakob auf seinen großen Auftritt vorbereiten. Wobei, so ein großer Aufritt ist es gar nicht für den 9-jährigen Dackel. Wenn man im Fernsehen einen Dachshund sieht, ist es mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit Poldi. Bei „Profitlich“, „Soko Köln“ oder auch mal international, wie in „The International“. Frauchen weiß schon gar nicht mehr, wo der Hund überall mitgespielt hat, so viele Rollen waren es mittlerweile.

Poldi hat keine Starallüren. Sie schmeißt sich gerade lieber auf den Rücken, streckt die Pfoten in die Luft: klare Ansage fürs Kraulen. „Mein Hund ist übersozialisiert“, sagt sein Frauchen. Das garantiert, dass er jeden Schauspieler mal eben als „sein“ Herrchen oder Frauen anerkennt und nicht sehnsüchtig seiner Besitzerin hinterherblickt.

Dackel werden selten trainiert, weil sie auch nicht so „filigrane Lerner“ seien, wie zum Beispiel der gelehrige Border Collie. Noch wenige Minuten, und Poldi wird angefunkt, dass er zum Set muss. Es ist eben ein typischer Drehtag: Vorbereiten, Proben, Drehen, Essen Warten, Drehen...