In den USA heiß diskutiert, kommt die Serie Girls jetzt auch ins frei empfangbare deutsche Fernsehen
Essen. Früher gab es ja Prosecco, wenn die Mädels kamen. Und Häppchen wurden gereicht am Mittwoch Abend. Dann ging es nach New York. Mit Carrie und denn anderen. Die Manolo Blahniks trugen und kurze Kleider. Die im Penthouse wohnten oder wenigstens in einem eleganten Single-Appartement. Die Erfolg hatten, zumindest aber Geld. „Sex & The City“ hieß das, war oft lustig, gerne mondän, manchmal auch erotisch. Heute Abend geht es wieder nach in den Big Apple. Wieder zu vier jungen Frauen. Doch sonst ist alles anders. Willkommen bei „Girls“ (ZDFNeo, 22 Uhr).
Selten ist eine Fernseh-Serie schon im Vorfeld so gelobt worden wie diese. Amerika schaut „Girls“, heißt es etwa. Zumindest letzteres ist übertrieben. Denn „Girls“ läuft in den US beim Bezahlsender HBO und selbst dort mit übersichtlichen Einschaltquoten. Wahr ist, dass über kaum eine Serie dort so viel diskutiert wird, schon weil sie anders ist.
Es geht um vier Mädchen in den Zwanzigern in New York. Da ist Hannah (Lena Dunham), erfolglose Autorin und die Hauptfigur der Serie. Leicht übergewichtig, schwer tätowiert und mit dem Hang zu den falschen Männern. Oder die Weltreisende Jessa, Bohemien-Queen für mittlere Lohngruppen und nicht wählerisch bei der Wahl ihrer Partner.
Dann gibt es Marnie, die eine wenig aussieht wie die junge Cindy Crawford und die Hübscheste von allen ist. Sie scheint auch die Vernünftigste des Quartetts. Was nicht heißt, dass sie unkompliziert wäre. Und dann gibt es Shoshanna, die plappert wie ein Wasserfall und ist noch Jungfrau ist. Und etwas tollpatschig. Deshalb raucht sie auf einer Party aus Versehen auch schon mal Crack statt Marihuana.
Von Glamour keine Spur. Von Vollbeschäftigung auch nicht. Noch irren diese vier Mädchen ziel- und planlos durch ihr Leben, sind auf sich selbst fixiert, sarkastisch, meist neurotisch, oft auch peinlich. Die Klamotten, die sie tragen, sehen aus, als hätten sie darin geschlafen. Was sie manchmal auch tun. Nur Sex haben sie reichlich. Meist ist er schlecht, ist so erotisch wie ein offener Kühlschrank.
Die Idee zur Serie hatte die Hauptdarstellerin Lena Dunham selbst. Ihre Generation könne sich in Serien wie ,Sex and the City’ oder ,Gossip Girl’ nicht wiederfinden, behauptet sie und plädiert für mehr „Normalität“ im Fernsehen, für mehr Realismus für das echte Leben. Und das ist nicht immer lustig für junge Frauen im von der Wirtschaftskrise geplagten New York.
Viel Geld und wenig Geschmack
Trotzdem spielen die vier Hauptdarsteller nicht sich selbst. Vor allem Dunham tut das nicht. Sie ist trotz ihrer erst 26 Jahre längst eine gefragte Regisseurin und Produzentin. Hat viel Geld und wenig Geschmack, wenn es um Kleidung geht. Weshalb sie von Illustrierten oft zur schlecht angezogenen Frau des Abends gekürt wird. Aber das stört sie nicht. Da ist sie schmerzfrei wie ihre Serienfigur Hannah.
ZDFneo zeigt die zehn Folgen der ersten Staffel komplett an diesem Wochenende. Kann man sich gut in größerer Runde ansehen, auch wenn man einem als Deutscher manches Problem fremd bleibt.
Prosecco und Häppchen passen allerdings nicht zu einem möglichen gemeinsamen TV-Abend. Eher schon Bier aus der Flasche und eine Bratwurst vom Grill.