Wuppertal. Sechs Neonazis müssen sich vor dem Wuppertaler Amtsgericht wegen des Überfalls auf ein Kino verantworten: Im Jahr 2010 sollen sie bei der Vorführung eines Films über die regionale Nazi-Szene Prügeleien angezettelt und das Haus demoliert haben. Möglich wird der Prozess erst durch Szene-Aussteiger.

In einem Wuppertaler Kino soll im November 2010 ein Dokumentarfilm über die regionale Neonazi-Szene gezeigt werden. Da dringen rechte Schläger in das Kino ein, prügeln sich mit Linken und Sicherheitspersonal, Pfefferspray wird versprüht, die gläserne Fassade des Kinos mit Steinen zertrümmert. Zweieinhalb Jahre später hat am Dienstag am Wuppertaler Amtsgericht der Prozess gegen sechs mutmaßliche Täter aus der rechten Szene begonnen. Ihnen wird unter anderem Landfriedensbruch vorgeworfen. Alle Angeklagten verweigerten beim Prozessauftakt die Aussage.

Lange schienen die Ermittler keine Verantwortlichen des Überfalls ausfindig machen zu können, bis sie selbst massiv in die Kritik gerieten. Schließlich wurde doch noch Anklage erhoben. Erst die Aussage von Zeugen in Bonn habe den Durchbruch bei den Ermittlungen gebracht.

Die Anklage konnte am Dienstag einen Aussteiger aus der Neonazi-Szene als Kronzeugen präsentieren. Der Mann befindet sich im Zeugenschutzprogramm und erschien mit Personenschützern im Gericht. Etwa 30 Leute stark sei der Trupp der rechten Szene gewesen. Man habe im "roten" Wuppertal Präsenz zeigen wollen, er sei dazu auch angereist, sagte der Zeuge aus.

Auch eine Frau, die sich inzwischen aus der Neonazi-Szene gelöst hat, erschien zur Zeugenaussage: Im Vorfeld des Prozesses habe man ihr mit Vergewaltigung und Mord gedroht, falls sie gegen ihre Ex-"Kameraden" aussage, berichtete sie. Sie habe an den Stimmen dabei auch die von Angeklagten des Verfahrens erkannt. (dpa)