Dortmund. Paloma hat Ausdauer. Etwa zehn Minuten lang zerrt der winzige Riesenschnauzer knurrend am Hosenbein von Michael Schneider. „Gut, dass ich eine Jeans angezogen habe“, sagt er. Der Welpe ist noch ungestüm und muss seine Grenzen erst nach und nach kennenlernen.

Schneider und seine Frau haben Paloma vor wenigen Wochen gekauft. Jetzt besuchen sie den Züchter regelmäßig. So soll sich die kleine Hündin mit dem tiefschwarzen, glänzenden Fell langsam an ihre neuen Besitzer gewöhnen.

So niedlich Welpen auch sind - über eines müssen sich Hundeliebhaber im Klaren sein: „Mit dem Kauf übernehme ich Verantwortung“, sagt Udo Kopernik vom Verband für das Hundewesen (VDH) in Dortmund. Denn anders als Haustiere wie Schildkröten, Meerschweinchen oder auch Katzen brauchen Hunde viel Aufmerksamkeit.

Füttern, Gassi gehen, regelmäßige Besuche beim Tierarzt - das alles will erledigt werden. Von Streicheleinheiten und Spielen mit Ball oder Stöckchen mal ganz abgesehen. „Hunde verstehen sich als Sozialpartner des Menschen“, sagt Kopernik. „Ich muss die Bedürfnisse des Tieres befriedigen können.“ Und das unter Umständen über einen sehr langen Zeitraum, denn Hunde werden in der Regel 10 bis 15 Jahre alt.

Daher brauchen Besitzer von Hundewelpen vor allem Zeit. „Gerade am Anfang darf ich das Tier nicht lange alleine lassen“, sagt Prof. Theo Mantel, Präsident der Bundestierärztekammer in Berlin. „Da muss man schon mal auf seinen Urlaub verzichten.“ Das haben auch Michael Schneider und seine Frau so gemacht. „Wir haben das extra so gelegt, dass Paloma in den Sommerferien zu uns nach Hause kommt.“ Dann soll sich die junge Hündin an ihr neues Zuhause gewöhnen.

Dann beginnt die Arbeit für die Hundebesitzer. „Mit der Erziehung startet man am besten sofort“, erklärt Ariane Ullrich vom Bundesverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater. „Der Hund muss vor allem ein gutes Sozialverhalten entwickeln.“

Dabei nehmen sich Welpen den Menschen als Vorbild. Die Tiere achten genau darauf, wie sich Herrchen oder Frauchen verhalten. „Hunde wollen dem Menschen gefallen“, erklärt Udo Kopernik. Ohne Lob geht daher bei der Erziehung nichts.

Das müssen Besitzer immer im Kopf haben. Denn sie können ihr Tier mitunter falsch prägen. „Wenn mein kleiner Welpe etwa immer den großen Postboten anknurrt, mag das niedlich sein“, sagt Kopernik. „Doch wenn ich dann lache, denkt der Hund: „Das ist gut!““ Die Folge: Auch der ausgewachsene Hund wird den Postboten anknurren, weil er glaubt, seinem Besitzer zu gefallen. „Solche Fehler lassen sich im Nachhinein nur schwer korrigieren.“

Welpen müssen auf Befehle hören. Welche das sind, ist eigentlich egal: „Ich kann meinem Hund auch Kunstwörter beibringen“, sagt Kopernik. „Ich muss sie mir nur merken.“ Denn Hunde verstehen nicht die menschliche Sprache, sie können aber Stimmungen erkennen. Zu viel auf einmal sollte dem Welpen dabei nicht zugemutet werden. „Der Hund darf nicht überfordert werden“, ergänzt Ariane Ullrich. „Das Training muss ihm Freude bereiten.“

So lernen die Tiere auch, stubenrein zu werden. „Der Welpe wird regelmäßig alle zwei Stunden nach draußen gebracht“, erklärt Ullrich. Hat er sein Geschäft erledigt, wird das zur Freude des Welpen belohnt. „Hunde sind reinliche Tiere und lernen das daher meist schnell.“

Um keine bösen Überraschungen zu erleben, empfiehlt sich der Kauf bei einem seriösen Züchter. Hier liegen die Kosten je nach Rasse zwar zwischen 700 Euro und 1500 Euro. Aber das ist gut investiertes Geld.

Zudem darf ein junger Hund nicht zu früh von seiner Mutter getrennt werden. Mindestens acht Wochen sollte die Tierfamilie zusammen bleiben. Bei Schwarzhändlern ist das nicht garantiert. Mögliche Folge sind spätere Verhaltensstörungen. „Mit so einem Hund werde ich am Ende nicht froh“, so Mantel. (dpa)