Lüdenscheid. Warnstreiks der IG Metall: Drei Lüdenscheider Betriebe dabei. Am Mittwoch geht es weiter.
Als er am Morgen gut 200 Metaller mit knallroten
IG-Metall-Käppis, Fahnen und Trillerpfeifen vor Phoenix Feinbau sieht, hebt der
STL-Müllkutscher im Vorbeifahren den Daumen. Auch der MVG-Busfahrer grüßt. „Die
kennen das“, schmunzelt Bernd Schildknecht. Dann schaltet der Erste
Bevollmächtigte der IGM im Märkischen Kreis auf Arbeitskampfmodus. Er steigt
neben seiner Vize Gudrun Gerhardt auf eine Mauer und erklärt laut, warum auch
in dieser reinen Lohnrunde wider Erwarten gekämpft werden muss.
5,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt – so lautet diesmal die
Forderung der Gewerkschaft. „Auch wenn wir wissen, dass wir die 5,5 nicht nach
Hause bringen: Sie sind berechtigt“, ruft Schildknecht, der ohne streikübliches
Megaphon auskommt. Geboten wurden zuletzt 2,3. Und auch die sollen erst nach
zwei Monaten fließen. „Die Einkommen sollen aber mit den Betriebsergebnissen
wachsen!“
Dass die Firmenzahlen auch bei Metall/Elektro nicht überall
gleich gut sind, wisse die Große Tarifkommission der IGM, sagte Schildknecht
weiter. Daher habe sie einen Mittelwert errechnet – eben die 5,5 Prozent. „Das
nennt unser Bezirksleiter die Robin-Hood-Zulage – man nimmt den Reicheren und
gibt den Ärmeren“, schmunzelt der Erste Bevollmächtigte.
"Warnstreik ist unser gutes Recht!"
Neben Phoenix-Beschäftigten kann Schildknecht heute auch
Arbeiter von Lebronze alloys, ehemals Swissmetal, an der Wefelshohler Straße
begrüßen. Durchweg in Arbeitskleidung, sind sie in zwei Bussen von der Altenaer
Straße heraufgekommen. Dass es nicht noch mehr wurden – auch das ist für
Schildknecht ein Thema: „Alle, die jetzt drinbleiben, müssten bei der kommenden
Tariferhöhung vor Scham rote Ohren bekommen. Sie nehmen etwas mit, wofür sie
nichts getan haben. Redet darüber in euren Abteilungen und euren Familien.
Nichts fällt als Selbstverständlichkeit vom Himmel. Und dass man sich auch mit
den tarifgebundenen Arbeitgebern, die wir brauchen, mal käbbelt, gehört dazu.
Warnstreik ist unser gutes Recht!“, ruft Schildknecht den Belegschaften zu. Von
Flensburg bis Konstanz täten es heute hunderttausende Metaller den
Lüdenscheidern gleich. Aus den Phoenix-Betrieben an Wefelshohl und Baukloh ist
unterdessen zu hören, dass die Produktion stehe. Der Ausstand hätte also sein
Ziel, Druck auf Arbeitgeber zu machen, erreicht.
Vom Recht auf Warnstreik machen am Nachmittag auch die
Werker von Platestahl in Brüninghausen Gebrauch. Heute Morgen ab 9 Uhr soll es bei Busch Jaeger so weit
sein, um 13 Uhr und zur
Spätschicht nach 21 Uhr
schließlich auch bei Kostal. Landesweit wurden laut IGM gesten mehr als 200
Betriebe be-streikt. In Plettenberg treffen sich Metaller aus dem ganzen
Kreisgebiet heute zur zentralen MK-Kundgebung.