Etwa einmal im Monat steht Christian Rütten in der Friedenskirche als ehrenamtlicher Priester vor der Gemeinde. Er setzt sich zudem für die Aidshilfe ein und hält in diesem Zusammenhang Gottesdienste ab. Rütten war es auch, der vergangenes Jahr auf Bitten der Organisatoren eine Predigt beim „Christopher Street Day“ hielt, der Schwulen- und Lesben-Feier in der Innenstadt. Die beiden großen Kirchen sahen sich außer Stande, einen Vertreter zu entsenden – aus „Zeit- und Personalmangel“, wie es hieß.

Die sich in der Folge entspinnende Diskussion zwischen der Homosexuellen-Bewegung und Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck, der sich zudem öffentlich missbilligend über Homosexualität geäußert hatte, hat Rütten selbstredend verfolgt – aber er ist der Debatte über die Haltung des Bischofs ein wenig müde geworden. Zu dem Optimismus, den mancher angesichts der nun regelmäßigen Gespräche zwischen Overbeck und katholischen Schwulen und Lesben verbreitet, mag er lieber nichts sagen. „Das ist für mich jetzt einfach eine andere Kirche.“