Papenburg. .

„Weg mit dem fixen Problem. Ich will mehr Schiffsverkehr, endlich auf Hohe See“, singt Herbert Grönemeyer und spricht mit seinem Wunsch den Eignern der Meyer-Werft in Papenburg aus der Seele. Denn das Geschäft mit dem Bau von Luxus-Kreuzfahrtschiffen wird schwieriger.

Dabei sieht es auf den ersten Blick nicht danach aus: Vor wenigen Tagen erst passierte die funkelnagelneue Norwegian Breakaway die Dockschleuse der Meyer-Werft und trat die Überführung über die Ems in die Nordsee an.

Serie von Clubschiffen

Der 145.000 Bruttoregistertonnen (BRZ) große Neubau („Das größte jemals in Deutschland gebaute Kreuzfahrtschiff“) wird nach einigen Testfahrten der amerikanischen Reederei Norwegian Cruise übergeben und im Frühjahr 2013 in Dienst gestellt. Der Heimathafen der Breakaway ist dann New York. Der Bau des Schwesterschiffs Norwegian Getaway auf der Meyer-Werft hat bereits begonnen.

Anders sieht es bei den Schiffen aus, die bisher von der Meyer Werft für die Rostocker Reederei Aida Cruises gebaut wurden. Am vergangenen Sonntag trat die Aida-Stella ihre Jungfernfahrt an. Das Schiff sei das „vorerst letzte einer Serie von Clubschiffen, die wir für die Aida Cruises gebaut haben“, weiß Günther Kolbe, Pressesprecher der Papenburger Meyer Werft.

„Die Marktsituation im Schiffbau wird immer schwieriger“, ergänzt Bernhard Meyer, Miteigentümer und Geschäftsführer der Meyer-Werft. Durch gewaltige Überkapazitäten im Schiffbau seien die Neupreise stark gefallen, „und sie sinken weiter“. Das sah 2012 noch anders aus. Die Meyer-Werft und die dazugehörige Neptun-Werft bauten in diesem arbeitsintensiven Jahr drei Kreuzfahrtschiffe in Papenburg und sieben Flusskreuzfahrtschiffe in Rostock.

Um weiter so erfolgreich bestehen zu können, so Bernhard Meyer, „muss sich die Werft großen Herausforderungen stellen.“ Dazu gehöre eine konsequente Reduzierung der Kosten sowie eine stetige Produktivitätssteigerung durch die Umsetzung des „Systems Schlanker Schiffsbau“. Denn der Sparzwang sei da: „Wir haben zuletzt einige interessante Projekt nicht bekommen, weil wir zu teuer waren.“

„Statt pauschaler Lösungen wie Gehaltskürzungen oder Wegfall von Sonderzahlungen wurde in Papenburg von den Tarifparteien gemeinsam ein intelligentes System vereinbart“, sagt Sprecher Kolbe, „das einerseits der Senkung der Kosten, aber auch anderseits den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeiter entgegenkommt.“ Ein Aspekt: Die Einrichtung des Betriebskindergartens „Nautilus“ mit flexiblen Öffnungszeiten. Der Betriebsratschef Thomas Gelder: „So eröffnen wir Müttern und Vätern den nötigen Spielraum, ihren Beruf weiter ausüben zu können.“

Optimistischer Blick nach vorn

Zusätzlich ist es der Geschäftsführung, dem Betriebsrat und der IG Metall gelungen, einen „Pakt für Arbeit und Innovation“ zu schließen, „mit dem allein 2013 mehr als 50 Millionen Euro eingespart werden“. Änderung der Baustrategie, Optimierung der Arbeitsprozesse, Lebensorientierte Arbeitszeit, Flexibilität, Mitarbeiterbeteiligung und Beschäftigungssicherung sind nur einige Schlüsselwörter.

Und da die beiden Werften bis Ende 2015 trotz der Flaute „vergleichsweise gut ausgelastet sind“, blicken Bernhard Meyer und Thomas Gelder gemeinsam optimistisch nach vorn: „Mit diesem Pakt werden wir es auch in Zukunft schaffen, neue Aufträge zu holen.“