Mit 14 verließ er das Königliche Burggymnasium, um 1926 den überschuldeten Betrieb seines überraschend mit nur 39 Jahren verstorbenen Vaters zu übernehmen. Der Rest ist Legende: Alfred Krupp hält den kleinen Laden am Rande Essens über Wasser, bis er vom Eisenbahnboom, seinen Fähigkeiten als Stahlschmied und dem Krieg profitiert. Aus dem Autodidakten in Sachen Technik und Geschäft wird in der Folge einer der reichsten Männer der Welt.
Zum Schulabschluss am Gymnasium hatte es bei ihm nicht gereicht. Aber Werner Siemens wollte sowieso lieber etwas Praktisches, Naturwissenschaftliches anstellen, musste aber nach dem Tod der Eltern als Ältester erst den Geschwistern und dann der preußischen Armee dienen. Immer galt sein Streben dem praktischen Nutzen, und er erkannte das Dynamo-Prinzip als die Möglichkeit, den gerade „entdeckten“ Strom in großen Mengen herzustellen. Gesegnet mit Partner Halske und geschäftstüchtigen Brüdern schuf er 1847 jenes Elektrounternehmen, aus dem ein Weltkonzern wurde. Der Kaiser dankte es ihm mit einem „von“.
Zur Schule ging er nur einige Monate, ansonsten unterrichtete seine Mutter den schwerhörigen Nachzügler der Familie. Mit elf verkaufte er Zeitungen im Zug – und las viel. Wie bei Siemens machen die neuen Techniken Telegrafie und Strom einen Erfinder aus ihm, wahrscheinlich den größten aller Zeiten. Denn der 1847 geborene Thomas Alva Edison ist genialer Theoretiker und Tüftler in einem. Neben Mikrofon, Telefon und der Tonwalze wird er mit der Glühbirne zur Legende – auch wirtschaftlich. Aus seiner Firma geht das Weltunternehmen General Electric hervor.
Seine ländliche Herkunft ermöglichte ihm nur den Besuch der Dorfschule im „One Horse Town“ (US-Amerikanisch für Kuhdorf) Wayne County. Seine Karriere brachte die nächstgelegene Stadt Dearborn als Firmensitz seiner Motor Company auf die Landkarte. Das 1863 geborene Farmerskind Henry Ford revolutionierte den Automobilbau mit der Fließbandproduktion, deren Vorzüge er sich im Schlachthof abgeschaut hatte. Als Praktiker reüssierte er auch in Diensten von Edison. Ohne nennenswerte Ausbildung erfolgreich war auch der andere große Pionier der US-Autoindustrie, dessen Name als Marke überdauerte: Walter P. Chrysler.
In Pionierzeiten einer aufkommenden Industrie scheint Bildung weniger wichtig zu sein, dafür wird er gerne als Paradebeispiel genannt. Tatsächlich hat Steve Jobs sein Studium schon im ersten Semester wieder aufgegeben. Dabei ist der 1955 geborene Kalifornier eher das Gegenteil eines Bildungsversagers. Schon vor seiner Einschulung konnte er lesen und schreiben und übersprang später eine Klasse. Kaum hatte er die Uni wieder verlassen, bewies er Talent darin zu erkennen, was die Menschen wirklich wollen. Mit seinem langjährigen Partner Steve Wozniak verkaufte der spätere Apple-Gründer eine Box, mit der man den Telefonriesen AT&T austricksen und kostenlos Ferngespräche führen konnte.
Auch bei ihm steht der Uni-Abbruch als Zeichen für angebliche Bildungslosigkeit. Aber wie beim Apple-Chef ist das abgebrochene Studium viel mehr ein Beleg für frühzeitig ausgeprägte Geschäftstüchtigkeit gepaart mit Genialität. Bereits als Schüler hatte der 1955 geborene Bill Gates aus seinem talentierten Umgang mit den spärlich vorhandenen Computern Geld gemacht. Das Studium brach er im zweiten Jahr wieder ab, um seine vom Start weg erfolgreiche Firma zu führen: Microsoft.
Gründerzeiten ermöglichen Bildungsversagern Aufstiegschancen, das ist auch in der deutschen Politik so. Die zehnte Klasse am Gymnasium brachte er nicht fertig, und eine Fotografenlehre schmiss er hin. Aber in der Gründungsphase der Grünen vor 30 Jahren fragte danach keiner. Nach dem langen Marsch bis zur Regierungsbeteiligung musste sich der Außenminister Fischer in die englische Sprache erst einarbeiten, da ging es ihm nicht anders als Genscher oder Westerwelle, geschweige denn Kanzler Kohl. Und der 1948 geborene Ungelernte brachte es noch zu Gastprofessur und Ehrendoktor.
Erfolgreicher Profi-Sportler mit abgeschlossenem Hochschulstudium, das ist so etwas wie die Eine-Million-Euro-Frage bei Jauch. Michael Schumacher bringt es auf eine abgeschlossene Kfz-Mechaniker-Lehre. Und er, der deutsche Sportheld schlechthin? Über 25 Millionen Dollar Preisgeld soll Becker (45) in seiner Karriere zusammengeschlagen haben, die mit sieben Jahren im Leimener Tennisclub begann. Frühreif, aber ohne mittlere Reife wurde er zehn Jahre später zum ersten deutschen Sportler, für dessen Endspiel die Tagesschau später begann. Michael Stich machte erst sein Abitur, bevor er Becker kopierte, Tennisprofi wurde, Wimbledon (gegen ihn) gewann und Olympiasieger (mit ihm) wurde. Aber nur die Hälfte an Preisgeld verdiente.
Im Filmgeschäft zählt ein Schulabschluss so wenig wie bei Sportlern. Bei Buster Keaton und Charlie Chaplin ist unklar, wie oft sie eine Schule von innen sahen. Der 1963 geborene Kultregisseur Quentin Tarantino ließ von der Schule mit 15 ab, der große Hitchcock war beim gleichen Schritt noch keine 14. Tarantinos Legasthenie hinderte ihn nicht daran, sich ein riesiges Wissen über den Film anzueignen, damit in einer Videothek zu arbeiten und erfolgreich Drehbücher zu schreiben.