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Von den 54 Millionen Autofahrern in Deutschland sind schon jetzt zehn Millionen älter als 65 Jahre, zwei Millionen älter als 75. Mehr als zwei Drittel der über 65-Jährigen haben einen Führerschein, bald wird jeder dritte Autofahrer jenseits der 60 sein. Und ist das schlimm?

„Ältere Menschen sind im Straßenverkehr eher gefährdet als gefährlich“, sagt Sven Rademacher, Sprecher des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR). Autofahrer zwischen 65 und 75 schneiden in der Unfallstatistik deutlich besser ab als Fahrer zwischen 18 und 34. Sie fahren vorsichtiger und sensibler. Aber: Das Unfallrisiko bei den über 75-Jährigen ist statistisch doppelt so hoch wie bei Fahrern zwischen 30 und 60 Jahren. Senioren ab 65 haben mit das größte Risiko, im Straßenverkehr tödlich zu verunglücken. Mehr als die Hälfte der Fahrradfahrer, die einen tödlichen Verkehrsunfall erleiden, sind in dieser Altersgruppe, fast ebenso viele Fußgänger. Jedes vierte Verkehrsopfer in Deutschland ist im Rentenalter.

Weil sich das Alter langsam ins Leben schleicht, nehmen viele Verkehrsteilnehmer die zunehmenden Einschränkungen erst spät – und dann ungern – wahr. Fast zwei Drittel der Autofahrer im Rentenalter geben aber zu, das sie sich nachts oder bei schlechter Sicht unsicher fühlen; bei 58 Prozent verursacht nach einer Umfrage für den DVR das Wetter Stress. Jeden Dritten macht schon das Fahren in größeren Ortschaften nervös.

Sagen tun sie das aber lieber nicht: Sie haben Angst um ihren Führerschein und damit um ihre Mobilität. Nicht einmal mit ihren Hausärzten mögen die Senioren über das Thema reden, nur jeder zehnte tut das freiwillig, lediglich vier Prozent wurden von Medizinern auf mögliche Schwierigkeiten angesprochen. Dabei würden mehr als zwei Drittel ihren Führerschein abgeben, wenn der Arzt ihnen dazu raten würde.

Und auch das ist oft nicht einmal nötig. Regelmäßige Gesundheitstests (Sehtest ab 40, Reaktionschecks ab 60) können Probleme offenbaren, oft gibt es dann Hilfen: für Augen und Ohren, aber auch spezielle Spiegel oder Einstiegshilfen für das Auto. Der Verkehrssicherheitsrat bietet im Rahmen seiner „Aktion Schulterblick“ regelmäßig Seminare an, außerdem gibt es Fahrsicherheitstrainings. Auch immer mehr Fahrlehrer spezialisieren sich auf die älter werdende Kundschaft, schon wenige Fahrstunden können unsichere Verkehrsteilnehmer wieder sicherer machen.