Schwarz-Grün klappt eher, wenn jene vorangehen, denen man es am allerwenigsten zutraut. So gesehen passen Horst Seehofers Annäherungen an die Grünen ins Bild. Sie sind aber eine Frechheit gegenüber der FDP.
Es ist eine Ironie, dass just CSU-Chef Horst Seehofer so unbefangen mit den Grünen als Partner der Union kokettiert. Und doch hat es seine eigene Logik. Schwarz-Grün klappt eher, wenn jene vorangehen, denen man es am allerwenigsten zutraut, nicht Angela Merkel mit Katrin Göring-Eckardt, sondern Seehofer und bei den Grünen ein Linker, Jürgen Trittin. Sie müssen es den eigenen Leuten erklären. Denn Schwarz-Grün wäre (sach)politisch erklärungsbedürftig.
Seehofers Lockerungsübungen sind freilich eine Frechheit gegenüber der FDP. Die rigorose Schamfrist wäre der 20. Januar, der Tag der Wahl in Niedersachsen. So lange hätte Seehofer eigentlich warten können.
Aber: Wenn die FDP dort aus dem Landtag rausfliegt, ist es nicht mehr originell, über einen Reservepartner zu reden. Dann tun es alle. Horst Seehofer ist ein Solist alter Schule, der die Bühne stets für sich allein beansprucht – daher der Zeitpunkt seiner Äußerungen. Zumal Kreuth vor der Tür steht, eine Klausur, die bei der CSU mindestens so aufgeladen ist wie „Dreikönig“ bei den Liberalen.
Der FDP zeigt Seehofers Gerede, was sie selber am besten weiß: Dass sie in der Krise steckt und um ihre Existenz kämpft. Das ist historisch nicht neu. Besorgniserregend ist das Führungsvakuum. Unter Genscher, Lambsdorff, Westerwelle, selbst unter Gerhardt konnte davon keine Rede sein. Rösler mangelt es an Autorität.
Eigentlich wäre die Euro-Krise die Profilierungschance für eine Partei gewesen, die so viel auf die freie Marktwirtschaft hält und die das zuständige Ressort im Kabinett besetzt. Aber Rösler wird nicht als Krisenmanager wahrgenommen. So drückt es Wolfgang Kubicki aus, der in der FDP Narrenfreiheit genießt, meist die Dinge nur ungeschönt und unsentimental auf den Punkt bringt.
Für die Stimmungswende bleiben Rösler weder viel Zeit noch viele Möglichkeiten. Er braucht einen beherzten Auftritt auf „Dreikönig“ und einen Verzweiflungserfolg am 20. Januar. Möglich ist es. Und schwierig.