Berlin. Die ARD zeigt ab Dienstag einen neuen Ableger der Krimireihe “Heiter bis tödlich“. Im “Hauptstadtrevier“ ermittelt Friederike Kempter (Nadeshda im “Tatort“ Münster) als Julia Klug. Friederike Kempter im Gespräch über ihre neue Serienfigur, ihre Rolle im “Tatort“ und das Altern.

Frau Kempter, im "Hauptstadtrevier" spielen Sie eine Elitepolizistin, die ins Betrugsdezernat wechselt. In einigen Szenen langen Sie kräftig zu. Mussten Sie dafür extra trainieren?

Friederike Kempter: Eine gewisse Grundfitness hatte ich. Ich habe aber bisher noch keinen Kampfsport betrieben. Deshalb habe ich mit einem Trainer zusammengearbeitet, der gleichzeitig unser Stuntkoordinator ist. Die Kampfszenen sind ja richtig durchchoreografiert. Das muss man natürlich üben, bis es dann sitzt.

Das "Hauptstadtrevier" ist der neunte Ableger der "Heiter bis tödlich"-Reihe. Auch bei Serien wie "Mord mit Aussicht" geht es humorig zu. Wie erklären Sie sich den Erfolg der komischen Krimis?

Kempter: Das Schöne ist ja, dass sich ein Kreis schließt. Der Münsteraner "Tatort" war ja eines der ersten Formate im deutschen Fernsehen, das diesen Spagat zwischen Komik und Krimi gewagt hat - und offenbar den Nerv der Zeit getroffen hat. Es ist auch eine Kunst, das gut zu machen und die Balance zu halten, damit die Kriminalfälle nicht zu kurz kommen.

Was ist denn das Besondere am "Hauptstadtrevier"?

Kempter: Was uns unterscheidet, ist, dass unsere Krimiserie im Betrugsdezernat spielt. Bei uns gibt es also keine Toten, sondern es geht um komplizierte Betrugsfälle. Die Geschichten werden mit einem Augenzwinkern erzählt, aber die Fälle behandeln wir doch ganz ernsthaft. Dann spielt bei uns die Stadt Berlin eine große Rolle. Und wir sind ja auch eine Familienserie. Ich spiele eine alleinerziehende Mutter, die gezwungenermaßen in den Schoß der Familie zurückkehrt - und mit ihren Eltern und ihrem Bruder, die auch alle Polizisten sind, im gleichen Revier zusammenarbeiten muss.

Sie spielen in Deutschlands beliebtestem "Tatort" mit, sind gerade im Kino zu sehen und bekommen jetzt ihre eigene Serie. Läuft es gerade richtig rund?

Kempter: Ich bin wirklich sehr zufrieden gerade, was nicht heißt, dass es sich nicht weiterentwickeln kann. Ich kenne aber wie jeder andere Schauspieler auch Zeiten, in denen es nicht so gut läuft. Gerade arbeite ich sehr viel und bin ganz glücklich damit. Mir wird es nicht langweilig.

Im "Tatort" spielen Sie eine Nebenrolle an der Seite von Axel Prahl und Jan Josef Liefers. Könnte Ihnen diese Aufgabe irgendwann einmal zu klein werden?

Kempter: Wenn ich nur diese Rolle hätte, dann wäre mir das wahrscheinlich zu wenig. Aber ich bin da ganz realistisch. Da gibt es so viele Figuren, die viel Raum brauchen und ihn auch füllen können. Da ist es ganz klar, dass meine Figur an bestimmte Grenzen stößt. In den Drehbüchern für 2013 wird ihr aber wieder mehr Platz eingeräumt. Es ist natürlich schön, wenn etwas mehr über meine Figur erzählt wird.

Welche Rolle liegt Ihnen denn näher, die Assistentin im "Tatort" oder die Elitepolizistin im "Haupstadtrevier"?

Kempter: Das "Haupstadtrevier" macht mir sehr viel Spaß, auch weil es eine andere Herausforderung ist. Ich bin nicht Schauspielerin geworden, um immer nur in der zweiten Reihe zu stehen. Es macht einfach Spaß, an vorderster Front zu kämpfen und Verfolgungsszenen zu drehen - auch wenn ich es manchmal verfluche, fünf Tage die Woche bis zu zwölf Stunden zu drehen und dann abends noch den ganzen Text zu lernen.

Sie haben einmal gesagt, sie hätten immer wieder Zweifel, ob Sie sich schon zu 100 Prozent als Schauspielerin bezeichnen könnten. Denken Sie immer noch so?

Kempter: Ich muss es mir eingestehen: Ich bin eine Schauspielerin (lacht). Aber ab und zu denke ich auch: Was mache ich hier eigentlich? Das soll jetzt ein Beruf sein, den ganzen Tag zu spielen?

Haben sie noch einen unerfüllten Traum?

Kempter: Theaterspielen steht ganz oben auf der Liste. Ich würde mich auch freuen, mal wieder eine böse Rolle zu übernehmen. Und jetzt spiele ich zum ersten Mal eine Mutter. Alleine dadurch, dass ich älter werde, kommen neue Figuren auf mich zu.

Sie sehen das Altern also gelassen, auch im Hinblick auf das Rollenangebot?

Kempter: Wir sind doch nicht nur interessiert daran, 20-Jährigen zuzuschauen. Ältere Menschen haben doch viel interessantere Geschichten zu erzählen. Es ist doch auch viel spannender, jemandem zuzuhören, der schon ein Leben gelebt hat. Altern ist eine wichtige Aufgabe - für die Gesellschaft, die dafür sorgen muss, dass die Alten auch noch ihren Platz haben, aber auch für jeden selbst. Da zeigt sich, wer gut durchs Leben gegangen ist. Da gehören noch einmal Eier dazu, das ist kein einfacher Lebensabschnitt.

Sie leben als Schwäbin in Berlin. Haben Sie die viel beschworenen Vorurteile gegen zugezogene Schwaben schon am eigenen Leib erfahren?

Kempter: Darüber kann ich nur lachen, das nehme ich nicht ernst. Ich lebe seit 13 Jahren hier und fühle mich wohl. Ich wollte schon als kleines Mädchen in diese Stadt und jetzt darf ich hier auch Polizistin sein in meiner "eigenen" Serie. (dapd)