Es ist ein Wunder: Wie eine befruchtete Eizelle beginnt, sich zu teilen. Wie sich die Zellen spezialisieren, wie schließlich Herz, Augen, Lunge, Gelenke, Fingernägel und Knochen entstehen. Am Beginn stehen jene Zauberzellen, die embryonalen Stammzellen, die sich unendlich teilen und offen sind für Spezialisierungen.
Um diese Zellen dreht sich die Welt der Biomedizin, seit der Amerikaner James Thomson 1998 erstmals menschliche embryonale Stammzellen im Labor vermehrte. Damit legte er der Wissenschaft ein machtvolles Instrument in die Hände, um künstliches Gewebe zu schaffen: Wenn es gelingt, diese Stammzellen gezielt dazu zu bringen, sich in eine gewünschte Zellart zu verwandeln, könnte man Ersatzzellen für viele bislang unheilbare Krankheiten herstellen. Eine Revolution in der Medizin bahnte sich an, doch ein Problem blieb bis dahin ungelöst: Um an die begehrten Stammzellen zu gelangen, musste der Embryo zerstört werden.
Erbitterter Streit
Damit begann einer der erbittertsten Grundsatzkonflikte der Wissenschaftsgeschichte: Dürfen menschliche Embryonen der Forschung als Material dienen? Handelt es sich bei den winzigen Zellklümpchen überhaupt schon um Wesen, die unter dem Schutz der Menschenwürde stehen? Eine Definition des Menschseins stand zur Debatte.
Die zurückprogrammierten IPS-Zellen von Yamanaka erschienen da als Ausweg aus dem ethischen Dilemma: Man muss keine Embryonen zerstören, um an die wandlungsfähigen Wunderzellen zu gelangen, sondern kann erwachsene (adulte) Zellen als Ausgangsmaterial verwenden, um sie mit verschiedenen Methoden in ihren Ur-Zustand zu versetzen. Doch auch diese Zellen sind ethisch nicht unproblematisch. Wenn sich aus ihnen wieder komplette Mäuse züchten lassen, ist dies theoretisch auch beim Menschen möglich – ein Klon würde entstehen. (CHO)