München. Operngenuss kostenlos im Internet: Diesen Service will die Bayerische Staatsoper ab November anbieten. Ausgewählte Opern- und Ballett-Inszenierungen sollen per Livestream verfügbar sein. Die Oper will damit breitere Publikumsschichten ansprechen.

Die Bayerische Staatsoper präsentiert ab November ausgewählte Opern- und Ballettaufführungen live und in voller Länge im Internet. Das kostenlose Live-Stream-Angebot STAATSOPER.TV soll Opernbegeisterte aus aller Welt ansprechen. "Unter den internationalen Opernhäusern sind wir damit Vorreiter", sagte Staatsopernintendant Nikolaus Bachler.

Den Anfang macht am 3. November die audiovisuelle Übertragung der neuen Oper "Babylon" des Münchner Komponisten Jörg Widmann unter musikalischer Leitung von Kent Nagano. Insgesamt sollen bis Mai 2013 sieben Opern- und zwei Ballettvorstellungen gestreamt werden: „Turandot“ von Giacomo Puccini, "Rigoletto“ und "Macbeth" von Giuseppe Verdi, "Jenufa" von Leos Janacek, "Der fliegende Holländer" von Richard Wagner, eine Festspielaufführung sowie John Neumeiers Tanzklassiker "Der Nussknacker" und Terence Kohlers "Helden".

Kameras im Zuschauerraum, Mikrofone im Orchestergraben

Aufgezeichnet werden die Vorstellungen von vier bis sechs im Zuschauerraum verteilten Kameras und bis zu 40 Mikrofonen im Orchestergraben und auf der Bühne. "Die ist ein weiterer Beitrag zu meinem Grundkonzept, das Haus zu öffnen und Barrieren abzubauen“, sagte Bachler. Der Intendant betonte, dass es sich jeweils um einmalige Ereignisse handeln werde. Die User könnten die Übertragungen weder aufzeichnen noch mehrmals anschauen.

Im Januar hatte die Staatsoper die Live-Übertragung getestet. "Das Projekt war ein voller Erfolg“, sagte Bachler. Die fünf angebotenen Live-Streams seien von rund einer Million Usern abgerufen worden. Pro Aufführung hätten sich 80.000 bis 250.000 Opernfreunde für die Übertragungen interessiert. Nach diesem Probelauf wurde nun beschlossen, die Live-Streams zur Dauerveranstaltung zu machen.

Der Intendant führt selbst ins Werk ein

Bachler selbst wird vor jeder Internet-Übertragung in das jeweilige Werk einführen; in den Pausen gibt es Einblicke in den Backstage-Bereich des Hauses. Die User benötigen neben einem PC, Laptop oder Tablet nur eine Breitband-Internetverbindung wie DSL und einen an das Gerät angeschlossenen Lautsprecher.

Auch andere Opernhäuser und Orchester versuchen mit audiovisuellen Opern- und Konzertübertragungen für sich zu werben und ihre Publikumsbasis zu vergrößern. Die New Yorker Metropolitan Opera (MET) veranstaltet regelmäßig Live-Übertragungen in Kinos auf der ganzen Welt. Die Berliner Philharmoniker unterhalten eine „Digital Concert Hall“ und übertragen pro Saison mehr als 30 Konzerte live im Netz. Diese Angebote sind jedoch nicht kostenlos. (dapd)