Bei allem Verständnis für den Ärger der Lufthansa-Passagiere, die sich auf ihre hart erarbeitete Auszeit in fernen Gefilden gefreut haben: Die Betrachtung der Streik-Kritiker, die meist nicht direkt betroffen sind, ist einseitig und zerrt an den Nerven.

Der Sinn eines Streiks ist es, aufzuzeigen, was ohne erbrachte Arbeit geschieht. Umbuchungen, Stornierungen, Ausfälle - genau das darf der Ausstand des Kabinenpersonals in einer Demokratie bezwecken. Nach drei Nullrunden beim Gehalt in Folge und der Aussicht, demnächst mit noch mehr billigeren Leiharbeitern konkurrieren zu müssen, bleibt den Arbeitnehmern keine andere Wahl.

Bei allem Verständnis für die Probleme der Lufthansa angesichts teuren Kerosins und der zunehmenden Konkurrenz durch Billiganbieter bzw. staatlich geförderten Scheich-Airlines schadet es dem Ruf der Kranich-Linie, die Preisschraube bei denen anzulegen, die für sie am Himmel durch die Hölle gehen. Es sind die Stewardessen und Stewards, die ihr trotz erschwerter Arbeitsbedingungen ein Gesicht geben.

Die Premiummarke Lufthansa wird mit Billigpersonal erst recht in Turbulenzen geraten. Deshalb sollte sie - auch im Interesse der Passagiere - auf die Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO zugehen.