Das Misstrauen bei Bürgerinitiativen ist verständlich: Der offizielle Einstieg in die Forschung entpuppte sich allzu oft als Vorfestlegung für die Anwendung. Ohne Jahrzehnte langen Widerstand wäre etwa aus einer angeblichen Salzstock-Erkundung ein atomares Endlager geworden. Aber die grobe Linie, die das Umweltbundesamt, Bundesumweltminister Altmaier und im Prinzip auch die NRW-Landesregierung nun in Sachen Fracking vorgeben, scheint vernünftig: Nichts übereilen, zurückhaltend und gründlich prüfen, nur unter strengen Auflagen irgendwann wirklich fördern.

Radikale Alternativen zu diesem Vorgehen wären verantwortungslos, denn einerseits ist das Potenzial der theoretisch unter deutschen Böden erschließbaren Gasvorkommen zu gewaltig, um leichten Herzens darauf verzichten zu können. Doch zugleich birgt vor allem der massive Chemikalieneinsatz so erhebliche Risiken, dass die derzeit in den USA angewandten Techniken hierzulande keine Chance bekommen sollten. Schon gar nicht dort, wo, wie im Sauerland, Trinkwasservorräte für Millionen Menschen betroffen wären.

Schonendere Fracking-Methoden sind allerdings für die Zukunft nicht ausgeschlossen. Energieerzeugung ganz ohne Probleme gibt es sowieso nicht. Das gilt selbst für Sonne, Wind und Biomasse, wie aktuell die Diskussion um die Alternative Tank oder Teller zeigt. Und nichts ist gefährlicher als Energiemangel: Um knappe Güter werden Kriege geführt. Heimisches Erdgas wäre wirtschaftlich wie politisch für Deutschland schon äußerst vorteilhaft. Auch weil nur schwer alles gleichzeitig geht: Atomausstieg, Kohle-Blockade, Widerstand gegen neue Stromleitungen, mehr Unabhängigkeit von Putin und niedrige Strom- und Spritpreise.