„Bio“ ist längst ein Markenzeichen, das uns vieles zu versprechen scheint: Einklang mit der Natur, Gesundheit, ja Reinheit. Am Ende bezahlt man mit „bio“ vor allem für die größere Chance, die Natur so wenig wie möglich zu schädigen. - Ein Kommentar.

Bio heißt auf Griechisch „Leben“. Diesen positiven Grundklang werden auch die Meldungen über Schweinereien in den Ställen von Bio-Bauern nicht kaputtkriegen. „Bio“ ist längst ein Markenzeichen, das uns vieles zu versprechen scheint: Einklang mit der Natur, Gesundheit, ja Reinheit.

Dabei muss „bio“ nicht einmal „öko“ sein: Wenn der Bauer auf Kunstdünger verzichtet, kann er seine Felder immer noch mit Gülle tränken oder Mist im Übermaß unterpflügen, nur um die Ernte-Ergebnisse nach oben zu treiben. Und biologisch erzeugte Lebensmittel, die eine halbe Weltreise hinter sich haben, sind manchmal sogar umweltschädlicher als Tomaten aus den gasbeheizten Gewächshäusern in Holland oder die gespritzte Erdbeeren vom Bauern nebenan.

So wird selbst ein so schlichter Vorgang wie das täglich Brot in der globalisierten Gesellschaft zu einer hochkomplexen Angelegenheit. Aber niemand von uns kann sich von früh bis spät damit beschäftigen, wer unsere Lebensmittel produziert und transportiert hat und auf welche Weise. Wir sind angewiesen auf die Angaben der Hersteller und auf Einordnungen wie „bio“ durch möglichst einheitliche Siegel – und wir sind darauf angewiesen, dass diese Angaben streng kontrolliert werden von Aufsichtsbehörden, die dafür ausgestattet sind.

Es kann nicht jeder beim Bauern nebenan einkaufen, selbst das ist ja reine Vertrauenssache. Es kann auch nicht jeder „bio“ kaufen, denn diese Lebensmittel sind immer teurer als die konventionell produzierten. „Bio“-Gemüse ist nicht partout gesünder, „Bio“-Fleisch schmeckt auch nicht unbedingt besser als das industriell produzierte. Aber die Wahrscheinlichkeit ist größer: Dass die Tiere ein Leben hatten, das mehr als ein Elend war. Dass die Möhren und Paprika zumindest kein Pestizid enthalten. Am Ende bezahlt man mit „bio“ vor allem für die größere Chance, die Natur, also das Leben der Erde durch den Anbau der Lebensmittel so wenig wie möglich zu schädigen. Ob es das wert ist, muss jeder selbst entscheiden.