Monatelanges Warten auf die Bearbeitung der Bafög-Anträge, fehlende Studentenbuden, überfüllte Seminare und zu wenig Tutorien – die Erstsemester im doppelten Abitur-Jahrgang stehen 2013 in NRW vor akuten Engpässen. Bedenklich: Ministerin Schulze erweckt nicht den Eindruck, dass sie ein Lösungskonzept für den drohenden Notstand hätte.

Dass Rot-Grün kurz vor der anrollenden Studentenwelle die Studiengebühren gestrichen hat, reißt in den Hochschulen millionenfache Finanzlöcher. Die gedeckelte Kompensation durch das Land für die steigenden Studierendenzahlen reicht nicht. Schulze setzt auf das Prinzip Hoffnung, dass Bund und Länder ein zweites Milliardenprogramm für die Hochschulen schnüren. Seriöse Politik sieht anders aus.

Die Studentenwerke fürchten einen neuen Bafög-Stau, weil sie personell auf den Ansturm nicht vorbereitet sind. Ganz überraschend kommt der doppelte Abi-Jahrgang nicht. Warum wurde keine Vorsorge getroffen? Jetzt muss mit heißer Nadel nachgebessert werden.

NRW darf es sich nicht leisten, seinen wertvollsten Rohstoff zu vernachlässigen. Schon in wenigen Jahren werden händeringend Studenten und Nachwuchskräfte gesucht werden, wenn sich die Jahrgänge ausdünnen.

Die Landesregierung hat beim Wegfall der Studiengebühren versprochen, die Ausfälle der Beiträge vollständig durch Landesmittel zu ersetzen. Dieses Versprechen hat Rot-Grün gebrochen. Den Hochschulen fehlt die Planungssicherheit – deshalb sparen die Unis vorsorglich bei der Einstellung von Tutoren. Überfüllte Seminare führen sicher nicht zu besseren Studienergebnissen.