Am Rostocker Rathaus hängt seit Sonntag eine Tafel, die an den Pogrom vor 20 Jahren erinnert. Es sieht so aus, als stelle sich die Stadt der Geschichte. - Ein Kommentar.

Der Bundespräsident war da, der Ministerpräsident war da, es gab sogar eine Bühne. Manche Leute in Rostock kritisieren so etwas als „konjunkturelle Phase des Gedenkens“: Man trifft sich zu den Jahrestagen, man geht wieder auseinander und verdrängt, weil man die Heimat doch liebt, das Hässliche nach Kräften.

So war es 2002, so soll es diesmal nicht sein. Am Rostocker Rathaus hängt seit Sonntag eine Tafel, die an den Pogrom erinnert und daran, dass es einen Zusammenhang gibt mit dem Völkermord der Nazis an Sinti und Roma. Es ist die Kopie einer Tafel, die Beate Klarsfeld schon 1992 dort anbringen wollte. Sie wurde damals festgenommen.

Heute sieht es so aus, als stelle sich die Stadt der Geschichte. Das ist, gerade weil es dort Leute gibt, die über den „Schuldkult von Lichtenhagen“ murren, eine wirklich gute Nachricht aus Rostock.