Die Nachrichten aus dem braunen Schattenreich sind erschreckend. Die Straftaten nehmen zu, ebenso die Unterwanderungsversuche der Extremisten. So weit, so schlecht. Es gibt in diesem Zusammenhang aber auch eine gute Nachricht: Deutschland wird mit seiner Gefährdung fertig. Die wehrhafte Demokratie erweist sich, auch wenn sie wie im NSU-Fall oder bei islamistischen Salafisten einmal fehlerhaft agiert, als grundsätzlich erfolgreich.

Im Ausland wird das anerkannt. Wenn es, wie jetzt in Nordrhein-Westfalen, groß angelegte Polizei-Aktionen gegen Rechtsextremisten gibt, dann wird in der ausländischen Presse nicht mehr eine braune Gefahr an die Wand gemalt und das alte Bild von Deutschland als unsicherem Kantonisten beschworen, sondern es wird zufrieden registriert, dass hierzulande die Gefahr konsequent bekämpft wird. Nur so ist im übrigen erklärbar, dass Nachbarländer, von Deutschland unter Hitler einst überfallen, heute, in der Euro-Krise, nach einer deutschen Führungsrolle rufen. Deutschland wächst inzwischen eine Bedeutung und Verantwortung zu, die nach dem Jahrhundertverbrechen eigentlich auf immer verbaut war.

Breiter Konsens zum Umgang mit Antisemitismus

In Deutschland gibt es einen breiten, parteiübergreifenden Konsens darüber, wie man mit Antisemitismus umgeht. Es ist nicht erkennbar, dass dieser Konsens infrage gestellt würde, auch nicht in der Beschneidungsdiskussion, die zwar viele Zeilen füllt, aber im Grunde nachdenklich und mit Rücksicht auf die deutsche Verpflichtung gegenüber dem jüdischen Volk geführt wird.

Es gibt auch keine breite rechtsradikale Bewegung, die Aussicht auf Einfluss hätte. Ein Blick in die Niederlande, Schweden oder Finnland zeigt, dass dies keine europäische Selbstverständlichkeit ist.

Das Selbstbewusstsein einer Demokratie erweist sich am Umgang mit ihren Idioten. Auf einen rechtsradikalen Demonstranten kommen mindestens fünf Gegendemonstranten, auch in Rostock-Lichtenhagen. Dort wird der Bundespräsident an diesem Sonntag, 20 Jahre nach dem furchtbaren Ereignis, reden. Und den Deutschen für ihr Demokratiewunder Mut zusprechen.