Attacken auf internetfähige Smart-TV-Geräte sind technisch möglich
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Frankfurt/Main. Internetfähigen Smart-Fernsehern drohen die gleichen Sicherheitsprobleme wie dem PC. Hacker könnten sich über das Internet Zugang zu den Geräten verschaffen und sensible Daten stehlen. Solche Übergriffe sind bisher jedoch eher selten da sich die Diebstähle bisher kaum lohnen.
Moderne Fernseher können fast alles: Im Internet surfen, chatten, telefonieren und einkaufen geht mit den sogenannten Smart-TVs ganz bequem vom Sofa aus. Die Geräte bringen auf die Glotze, was früher nur am PC ging - und könnten damit schon bald Kriminelle anlocken. Mit den Smart-TVs, von denen in der kommenden Woche auf der Elektronikmesse IFA wieder reihenweise neue Modelle gezeigt werden, wächst die Gefahr von Hackerangriffen und Cyberdiebstählen.
Dem Fernseher drohen damit die gleichen Sicherheitsprobleme wie dem PC. Und schon in diesem Jahr wird knapp die Hälfte aller in Deutschland verkauften Fernseher - also fast fünf Millionen Stück - "smart" sein, erwartet der IT-Branchenverband Bitkom. Möglich sind die Attacken, weil auch moderne Fernseher mit dem Internet verbunden sind. Wie ein Computer bekommt auch der Smart-TV eine IP-Adresse, Angriffe sind dann etwa über das WLAN möglich, wenn es nicht richtig gesichert ist, erklärt der Virenexperte Candid Wüest von der Sicherheitsfirma Symantec. Dass sie bisher nur vereinzelt versucht wurden, hat nur einen Grund: Es lohnt sich - noch - nicht.
Noch versprechen PCs mehr Beute
Grundsätzlich seien die Risiken aber die gleichen wie beim Computer, sagt Wüest. In den Fernsehern arbeiteten inzwischen meist abgespeckte Versionen von Computer- oder Smartphone-Betriebssystemen wie Windows und Android. Deshalb hätten Sicherheitsexperten bereits erste Probleme entdeckt, obwohl die Smart-TVs noch relativ neu seien, sagt Marco Preuß von Kaspersky Lab. So sei es etwa gelungen, den Fernseher über einen Netzwerkangriff lahmzulegen.
"Danach ging nichts mehr, kein Bild, kein Ton - so wie der Blue-Screen bei frühen Windows-Versionen. Das zeigt, dass da noch etwas nachzubessern ist." Bisher habe es zwar nur vereinzelte Vorfälle gegeben, die eher als Böse-Jungen-Streiche einzustufen seien, sagt Wüest. "Angriffe werden vorerst die Ausnahme bleiben", gibt er sich überzeugt. "Die Frage ist immer, ob sich der Aufwand lohnt", sagt auch Richard Werner von der Sicherheitsfirma Trend Micro. "Man muss ins Netzwerk kommen, die Sicherheit aushebeln - das ist viel Arbeit."
Geräte werden sich immer ähnlicher
Genau die könnte sich aber schon bald lohnen. Cyber-Kriminelle interessierten sich vor allem für Passwörter, Bankdaten und soziale Netzwerke - weil auch Identitätsdiebstahl ein lukratives Geschäft ist. Diese Informationen würden derzeit zwar wohl nur auf wenigen Fernsehern gespeichert, sagt Werner. "Da ist auf dem klassischen PC immer noch viel Geld zu holen. Das ist immer noch zu einfach." Zugleich verwischen die Grenzen zwischen den Geräten aber zusehends: Ob Fernseher, PC, Konsole oder Smartphone - "die Funktionen werden immer ähnlicher", erklärt Ralf Benzmüller von der Bochumer Sicherheitsfirma G Data.
Die IFA in der 3. Dimension
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Auf dem Smartphone könnten sich Nutzer schon heute im Park ein Fußballspiel ansehen, vom Sofa aus könne auf dem Fernseher per Skype telefoniert werden. Dank eingebauter Kamera funktionieren sogar Videokonferenzen. Besonders kritisch sieht Benzmüller deshalb Geschäftsideen, bei denen Nutzer bei Shopping-Sendern direkt im Fernseher bestellen können, weil die Kreditkartendaten schon im Gerät gespeichert sind. Auch für die Internet-Pokerrunde könnte sich der Spieler abends mit seinen Daten schnell am Fernseher einloggen.
Spätestens wenn sich so etwas durchsetze, sei die Gefahr groß, dass Kriminelle das ausnutzen wollten, warnt Benzmüller. Der Sicherheitsexperte rät deshalb zur Zurückhaltung: Wer schon jetzt - genau wie bei allen anderen Geräten - genau überlege, welche Daten er eingibt, könne auch in Zukunft sicher fernsehen. (dapd)
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