Was die Wähler der Grünen sich wünschen, ist klar: einen Regierungswechsel. Damit die Energiewende gelingt, die Gesellschaft einigermaßen solidarisch bleibt und der Euro hält. Ob die Partei dafür die richtigen Rezepte hat, kann man diskutieren. Muss man aber nicht unbedingt. Denn wenn die Führung so weitermacht, kommen die Grünen gar nicht in die Verlegenheit, ihre Pläne umsetzen zu müssen.
Das hätte kein politischer Gegner schöner erfinden können: Zu einem Zeitpunkt, zu dem das urgrüne Thema Nachhaltigkeit nicht nur die Umwelt-, sondern auch die Finanzdebatte bestimmt, zu dem grundlegende Weichenstellungen bevorstehen und die junge Generation wieder verstärkt Interesse an Politik hat, betreiben die Grünen eine absurd erscheinende Nabelschau.
Ist Jürgen Trittin eigentlich noch ein Linker? Dann kann er mit Claudia Roth kein ausgewogenes Tandem bilden. Der Fundi/Realo-Frau/Mann-Proporz bliebe im Team mit Renate Künast gewahrt. Aber die hat sich von ihrer Kandidatur zur Regierenden Bürgermeisterin in Berlin noch nicht erholt. Und dann ist da noch die durchaus sympathische Katrin Göring-Eckardt als Ost-Quotenfrau. Die wünscht sich ein Vierer-Team. Roth will ein Duo und einen Mitgliederentscheid. Trittin würde es auch alleine machen, wenn er dürfte.
Wie wird das wohl ausgehen? Problematisch an dieser Frage ist weniger der Streit, sondern die Tatsache, dass es völlig uninteressant ist. Spitzenkandidaten braucht nur eine Partei, die den Kanzler stellen will. So hat sich einst Guido Westerwelle lächerlich gemacht. Die Grünen haben genügend Prominente, die fürs Programm stehen. Allerdings seit Jahrzehnten die gleichen.