Gnade für Christian Wulff: Er ist unschuldig! Dafür, dass 2013 sein Einkommen steigen soll, um satte 18.000 Euro, soviel, wie manche Menschen in einem Jahr insgesamt verdienen, dafür kann er nichts. Es ergibt sich aus einem Automatismus, der mit der Erhöhung der Besoldung von Bundesbeamten im Prinzip auch das Einkommen der Kabinettsmitglieder und letztlich des Bundespräsidenten steigen lässt.

Dafür allerdings, dass diesen Einkommenszuwachs ebenfalls fast automatisch der Ruch des Skandalösen umwittert, sein Name in Verbindung mit dem Wort „Ehrensold“ einen offenbar unauslöschlich halbseidenen Klang hat, dafür kann Wulff durchaus etwas. Gutes Geld für gute Arbeit? Wer diesen Maßstab anlegt, dem können in seinem Fall Zweifel kommen.

Exakt 598 Tage hat Wulff sein Amt ausgeübt und damit weniger als die Hälfte der Dienstzeit erfüllt. Er ist unter selbstverschuldet beschämenden Umständen ausgeschieden und hat sich den „Ehrensold“, den er jetzt bezieht, mit einer erkennbar dubiosen Begründung, dass nämlich sein Rücktritt „politisch“ bedingt gewesen sei, zusprechen lassen. Das alles ist, wie sich zeigt, weder vergessen noch gar vergeben.

Wulff hat die Demokratie beschädigt, weil er die Praxis demokratischer Politik diskreditiert hat. In seiner Person hat sich ein Politiker demaskiert, der genauso war, wie Politikverdrossene meinen. Mehr scheinen als sein, Inszenierung statt Substanz, Tricksen, Täuschen, Schummeln. Dass auch in der Politik die Rekrutierung des Führungspersonals dem Mechanismus einer Negativ-Auslese unterliegt, dieser Verdacht schien sich an seinem Beispiel zu erhärten.