Der anspruchsvollste Einpark-Vorgang aller Zeiten ist geglückt. „Curiosity“, das neue rollende Forschungs-Plattform der Nasa, ist sicher auf dem Mars gelandet und wird fortan den roten Planeten erkunden. Mit welchem Erkenntnisgewinn am Ende, wer weiß das heute schon. Genugtuung, Stolz, Jubel und Erleichterung der 5000-köpfigen Mannschaft aus 37 Nationen, die zehn Jahre an der Mission gearbeitet hat, sind berechtigt und verständlich. Die Landung ist eine Meisterleistung, die sich auch deutsche Wissenschaftler an den Hut stecken dürfen. Ein Scheitern hätte die Raumfahrt um Lichtjahre zurückgeworfen. Vor allem in der Mondfahrer-Nation Amerika, die nach dem Ende des Space-Shuttle-Programms nach Erfolgen sucht. Der Nationalstolz ist angegriffen, seit die USA für eine Mitfahrgelegenheit ins All auf den früheren Erzfeind Russland angewiesen sind. Dass die von Pioniergeist getriebene „Neugier“ sich nun, solange der atomgetriebene Motor des Gefährts es zulässt, auf dem Mars austoben kann, ist Balsam für das Selbstbewusstsein der Forscher.

Aber das war’s dann auch schon. Geld für bemannte Mars-Missionen, die Präsident Obama in diversen Reden zwar in spätestens 20 Jahren für möglich hält, ist in den Etats der im Schuldensumpf steckenden Supermacht nirgends vorhanden. Selbst kleinere Vorhaben auf dem Mars wie die für 2016 und 2018 geplanten Gemeinschaftsprojekte mit der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA fielen den Sparzwängen zum Opfer. Der Nachfolger des unverzichtbaren Weltraumteleskops „Hubble“ muss wohl bis 2020 warten. Dahinter steckt auch ein vorsichtiger Sinneswandel. In Amerika, wo das Streben nach den „new frontiers“, den neuen Grenzen im Universum, zur kollektiven DNA gehört, rückt eine Abwägung in den Mittelpunkt: Gibt es mit Klimawandel, Hunger, Armut und Terror nicht Aufgaben für die Menschheit, die dringlicher zu lösen wären als die Feststellung der chemischen Konsistenz von Geröll auf dem Mars? Die geglückte Landung der „Curiosity“ taugt gewiss als Ansporn für die Wissenschaft. Solange das Geld für den nächsten Schritt fehlt, wird die Wirkung dieser nationalen Seelenmassage begrenzt bleiben.