Sobald die Eröffnungspremiere vorbei ist, fallen auf dem Grünen Hügel die Hüllen. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass es danach bekleidungstechnisch legerer zugehen darf. Die Herren lassen den Smoking und die drückenden Lackschuhe im Hotelschrank und erscheinen im dunklen Anzug – ganz mutige sogar in schwarzer Hose mit locker darüber hängendem weißen Hemd. Bei den Damen wird jeder Geschmack fündig, auch der bizarre. Davon kann man viel lernen, besonders mit Blick darauf, wie man selbst keinesfalls losziehen sollte. Ich denke da zum Beispiel an die Wagnerianerin mit der Hose, auf der viele, große, knallbunte Punkte prangen - ein solches Design macht nicht gerade einen schlanken Fuß, um es mal vorsichtig zu formulieren. Persönlich habe ich mich in diesem Jahr einigermaßen verkalkuliert und angesichts des anhaltend winterlichen Wetters eine wunderschöne Stola aus einem wärmenden Wolle-Seide-Gemisch erstanden. Stattdessen hätte ich besser in ein zusätzliches luftiges Oberteil investiert. Denn pünktlich zum Festspiel-Beginn regiert erstickende Schwüle das Parkett. Dabei verbindet sich der Duft von Mottenkugeln mit dem Odeur von ungelüfteten altschweißigen Kleidern zu einem unvergesslichen Gesamtkunstwerk. Nicht, dass ich mich beklagen will, im Gegenteil, schließlich sollen die Ohren glücklich werden, und das werden sie wahrhaftig. Aber trotzdem, manchmal hört die Nase eben mit...