Die Entscheidung ist gefallen: Europa will die Euro-Krisenländer und damit die Gemeinschaftswährung insgesamt retten – und zwar offenbar um jeden Preis. Anders ist die gemeinsame Erklärung der deutschen Bundeskanzlerin und des französischen Präsidenten jedenfalls nicht zu deuten. Griechenland, Spanien und die anderen Pleitekandidaten sollen nicht im Stich gelassen werden. Doch der Preis für die Rettung könnte sehr hoch sein.

Denn nun kommen all jene Forderungen auf den Tisch, um die in der Eurozone seit langem leidenschaftlich gestritten wird: neuer Schuldenschnitt für Athen, Ankäufe von Anleihen gefährdeter Staaten durch den Euro-Rettungsschirm EFSF und die Europäische Zentralbank, eine Banklizenz für den geplanten Rettungsschirm ESM. Instrumente, die neue Milliarden-Risiken bergen und die bislang bei der Bundesregierung zum Teil auf große Skepsis stießen. Auch über Eurobonds wird schon wieder spekuliert.

Erste Reaktion ist positiv, aber die Krisengründe bleiben

Was wird die Erklärung des Duos Merkel/Hollande bringen? Die Börsen und Finanzmärkte reagierten gestern erst einmal positiv, wie schon auf eine ähnliche Erklärung von Zentralbank-Chef Draghi am Tag zuvor. Dies bedeutet allerdings nicht, dass die Solidaritätsbekundung für die Krisenländer die Finanzmärkte auch langfristig freundlich stimmen.

Denn die Ursachen der Misere in den Krisenstaaten – hohe Verschuldung, horrende Arbeitslosigkeit, Wirtschaftsflaute – bleiben fürs erste. Und ob die in Athen, Rom und Madrid beschlossenen drastischen Sparpakete wirklich umgesetzt werden, ist angesichts der Proteste fraglich. Sollte die deutsch-französische Erklärung dort als Freifahrtschein für ein „Weiter-so“ aufgefasst werden, wäre das fatal.

Trotzdem: Es ist nicht nur mutig, sondern auch richtig, dass Merkel und Hollande sich für die europäische Solidarität entschieden haben. Dieser Kurs birgt zwar große Risiken – doch ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone und damit letztlich auch der Europäischen Union wäre das größere und teurere Übel.