Karstadt streicht 2000 Stellen, mehr als zehnmal so viele ehemalige Schlecker-Mitarbeiter verlieren ihren Job – und auch bei Neckermann gehen durch Aufgabe des Katalog-Geschäfts 1400 Arbeitsplätze verloren. Da ist es fast eine gute Nachricht, wenn Görtz die Belegschaft der 30 Schuhgeschäfte, die bald geschlossen werden, zumindest „mehrheitlich“ in bestehenden Filialen unterbringen möchte. Es mag nicht so recht zusammenpassen: Mit ihrer Kauflaune sind die deutschen Verbraucher angeblich derzeit die Stütze der Konjunktur, dennoch scheint im klassischen Einzelhandel die Talsohle des Stellenabbaus längst nicht erreicht.
Ein gewaltiger Strukturwandel wirbelt den Handel schon seit einigen Jahren durcheinander – vor allem angetrieben durch das Internet, das immer größere Umsätze von den Einkaufsstraßen aufsaugt. Kein Wunder angesichts der Vorteile für die Kunden, bieten Online-Geschäfte doch eine gigantische Auswahl von Produkten, deren Preise binnen Sekunden vergleichbar sind und die – versehen mit einem komfortablen Rückgaberecht – bis zur Haustür geliefert werden. Arbeitsplätze sind hier auch entstanden, nur längst nicht so viele, wie in Kaufhäusern und Fachgeschäften verloren gegangen sind.
Dennoch muss der klassische Einzelhandel nicht den Kopf in den Sand stecken. Nach wie vor gibt es eine Klientel – neben der, die bei Billigheimern für gute Umsätze sorgt –, die bewusst auf die Einkaufsstraße geht. Doch diese Klientel muss man pflegen: Mit fachkundiger, zuvorkommender Beratung und einem Einkaufserlebnis, in dem nicht nur das Produkt im Vordergrund steht. Dass man mit dieser Strategie Geld verdienen kann, zeigen Händler im Premium-Segment. Da will auch Karstadt hin. Ein sinnvoller Weg – doch das Ziel erreicht man kaum mit weniger Personal.