Im Kampf gegen Alkoholmissbrauch will Bundesfamilienministerin Kristina Schröder eine strenge Sperrstunde für Jugendliche einführen. Dazu ein Kommentar von Dr. Monika Willer.

Dient es wirklich dem Kampf gegen das Komasaufen, wenn Jugendliche unter 16 künftig keine Opern-Vorstellung mehr ohne Begleitung Erwachsener besuchen dürfen, weil im Theater in der Pause Sekt ausgeschenkt wird? Oder wenn sie um 20 Uhr vom Grillfest des Sportvereins verschwinden müssen, weil dort ein Fässchen Bier im Anstich ist? Manche Vorschläge lässt man besser in der Schublade. Der aktuelle Vorstoß von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder zur Einführung einer strengen Sperrstunde für Teenager gehört ­dazu.

Schröder hat offensichtlich nicht bedacht, welche fatalen Folgen ihre Novelle des Jugendschutzgesetzes für das Kultur- und Vereinsleben in Deutschland haben wird. Will man Jugendliche unter 16 wirklich von der Teilhabe an all diesen Bereichen des öffentlichen Lebens rigoros ausschließen? Sie ins Ghetto stecken?

In Sachen Alkohol-Missbrauch würde das noch nicht einmal etwas nützen. Dem Komasaufen muss anders entgegengewirkt werden. Zum Beispiel, indem man die kommerziellen Nutznießer trocken legt, also die Veranstalter von dezidierten Saufpartys. Und indem man endlich einmal überlegt, wie man Jugendliche von dem Druck entlastet, dem sie ausgesetzt sind. Einem Druck, dem viele sich nur meinen entziehen zu können, indem sie sich bewusstlos trinken.