Niemand erhofft sich von der historischen Zinssenkung Wunder. Die Kreditvergabe in den Krisenländern der Eurozone wird nicht mit einem Mal anspringen, die dramatische Arbeitslosigkeit nicht unvermittelt sinken, nur weil der Leitzins jetzt bei 0,75 Prozent steht.

Trotzdem ist die Entscheidung der Notenbanker im Frankfurter ­Eurotower richtig. Denn sie gibt ein wichtiges Signal für endlich wieder mehr Vertrauen in der Wirtschaft, bei Verbrauchern und auf den Finanzmärkten. Nur wenn die Zuversicht steigt, kann die Konjunkturschwäche überwunden und eine länger anhaltende Rezession in der Eurozone überwunden werden. Und nur dann kann auch die Konsolidierung der Haushalte gelingen.

Banken müssen Verantwortung übernehmen

Die Banken müssen sich ihrer Verantwortung bewusst werden und wieder mehr Kredite vergeben. Es macht keinen Sinn, dass ihnen die EZB über Sondergeschäfte die gigantische Summe von einer Billion Euro rüberschiebt, damit die Institute das Geld gleich wieder bei der EZB anlegen, statt es in den Wirtschaftskreislauf zu schleusen. Deshalb ist viel wichtiger als die Leitzins-Senkung, dass die Notenbank ihren Einlagezins auf Null herunterfährt. Es darf sich für die Geldhäuser nicht im Ansatz lohnen, das Geld bei der Notenbank zu parken.