Grobe Fehler bei der Sozialauswahl werfen Richter dem Schlecker-Insolvenzverwalter vor. Die Gewerkschaft Verdi spricht von einem erheblichen Zeitdruck, den Geiwitz im März ausgeübt habe, um die ersten 10.500 Mitarbeiterinnen zu entlassen. Bei den Sanierungsversuchen der Pleite-Drogeriekette im Frühjahr ist einiges schief gelaufen.

So traurig es ist: Von ihrem späten Recht, das die ehemalige Schlecker-Filialleiterin bekam, kann sie sich nichts kaufen. Auf welchen Arbeitsplatz soll sie zurückkehren? Die Läden sind alle dicht. Und ob sie Differenz zwischen ihrem Gehalt und dem Arbeitslosengeld jemals wiedersehen wird, ist äußerst fraglich. Die Zahl der Gläubiger, die auf die Insolvenzmasse schielen, ist groß.

Ob das Urteil nun ein Einzelfall ist oder Signalwirkung für alle 4500 Kündigungsschutzklagen haben mag – für die betroffenen Frauen sind die Verfahren nicht mehr als dünne Strohhalme, an die sie sich klammern können. Die Prozesslawine wäre wohl zu verhindern gewesen, wenn sich die FDP-Wirtschaftsminister in den Ländern nicht gegen Transfergesellschaften gewehrt hätten. Mit diesem Instrumentarium jedenfalls hätten sich die Chancen verbessert, dass ein Investor Schlecker übernimmt und zumindest einige Arbeitsplätze erhält.