Die Kanzlerin lehnt sich weit aus dem Fenster. Es werde keine Euro-Bonds gegen die Schuldenkrise geben, betont Angela Merkel – und zwar „solange ich lebe“. Der Euro und die Schulden – eine Frage auf Leben und Tod für die Regierungschefin? Wohl kaum.
Richtig ist aber: Für die Bundeskanzlerin geht es auf dem Euro-Gipfel, dem 19. seit Beginn der Schuldenkrise Ende 2009, politisch um einiges. Nachdem ihr Nicolas Sarkozy als Mitstreiter abhanden gekommen, steht sie fast allein gegen die breite Front der Staaten, die auf eine Vergemeinschaftung der Schulden drängen.
Leben unter dem Schirm
Die Griechen wollen ihre strengen Sparauflagen nachverhandeln und aufweichen; Spaniens Premier Rajoy, der gerade eine Milliardenspritze für seine maroden Banken erhielt, warnt bereits vor einer Staatspleite; Italien kommt kaum voran mit seinem Sparkurs. Fünf der 17 Euro-Länder mussten schon Schutz unter dem Euro-Rettungsschirm suchen. Und ein von den EU-Spitzen in Brüssel ausgearbeiteter Plan sieht mittelfristig auch die Einführung von Euro-Bonds vor.
Angesichts dieser explosiven Gemengelage ist es fraglich, ob Merkel ihren Kurs in der Schuldenpolitik wird halten können. Vieles spricht dafür, dass sie zumindest um weitere Zugeständnisse an die Euro-Partner nicht herumkommen wird. Wenn nicht auf diesem Gipfel, dann auf einem der nächsten Krisentreffen.