Lüdenscheid. .
Stress am Arbeitsplatz beeinträchtigt die Gesundheit und erhöht das Risiko für schwere Herzkrankheiten deutlich. Das hat der Arbeitsmediziner Reiner Quakulinski-Berninghoff gestern bei der Vorstellung regionaler Daten zum DAK-Gesundheitsreport 2012 in Lüdenscheid deutlich gemacht. Nach Angaben des Leiters des Arbeitsmedizinischen Zentrums Lüdenscheid haben Personen mit „beruflichen Gratifikationskrisen“ ein doppelt so großes Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. Von einer Gratifikationskrise sprechen Mediziner, wenn bei der Arbeit Aufwand und Ertrag sich nicht mehr die Waage halten, wenn zu viele Überstunden anfallen, die Arbeit sich verdichtet, Zeitdruck und Verantwortung steigen, während gleichzeitig Lohn und Lob durch Vorgesetzte und Kollegen zu wünschen übrig lassen.
Namentlich die Chefs nimmt Quakulinski-Berninghoff dabei in die Verantwortung: „Durch gutes Führungsverhalten sinkt das Risiko koronarer Herzkrankheiten um 30 Prozent“, sagt der Arbeitsmediziner. Und berichtet, wie im VW-Konzern entdeckt wurde, „dass Führungskräfte bei einer Versetzung ihre AU-Quoten [also den Krankenstand der Mitarbeiter] mit in die neue Abteilung nehmen“. Heißt nichts anderes als: Schlechte Chefs machen krank.
Die Krankenkasse DAK Gesundheit bietet auch deshalb in ihrem Präventionsprogramm ein Coaching für Führungskräfte in Gesundheitsförderung an. Neben Angeboten für die Beschäftigten selbst, wie Hilfen für eine gesunde Lebensführung oder internetbasierten Bewegungsprogrammen. Denn außer dem Arbeitsstress gibt es natürlich weiterhin die klassischen Risikofaktoren für Herzerkrankungen: Rauchen, Bewegungsmangel und Fehlernährung sowie Übergewicht und ein zu hoher Cholesterinspiegel. Die Zahl der Todesfälle durch Herzinfarkte sinkt dabei seit Jahren, durch bessere Diagnostik und Therapien, wohl auch durch den Rückgang des Nikotinkonsums. Die Zahl der Krankenhausbehandlungen allerdings blieb in etwa gleich.
Der Krankenstand in Südwestfalen stieg, gemäß dem landesweiten Trend, im vergangenen Jahr weiter an. Er lag dabei in den meisten DAK-Regionen oberhalb des Landesdurchschnitts in NRW, nur im Hochsauerlandkreis darunter (siehe Kasten). In Nordrhein-Westfalen waren 2011 von 1000 DAK-versicherten Arbeitnehmern täglich 35 krankgeschrieben; damit hat der Krankenstand höchsten Wert seit Erhebung der NRW-Daten 1997 erreicht. Ein wachsendes Problem sind dabei psychische Erkrankungen wie etwa Depressionen: die Zahl der Fehltage hat sich seit 2002 in NRW um 70 Prozent erhöht. In Südwestfalen gab es hier 2011 besonders in der DAK-Region Sauer-/Siegerland (Kreise Olpe, MK, Siegen-Wittgenstein) einen „dramatischen Anstieg“ (DAK-Manager Dirk Heppe) um 30 Prozent; die Region liegt nun knapp unter dem Landesdurchschnitt. Hagen hingegen verzeichnete einen klaren Rückgang, die anderen DAK-Regionen meist ein maßvolles Plus. Nur der EN-Kreis liegt dabei über dem NRW-Schnitt.