Das Ruhrgebiet könnte „Grüne Hauptstadt Europas“ sein. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Ausgerechnet das Revier. Diese alte, in Europa früher mit Kohlenstaub, Kumpelromantik und düsteren Kulissen gleichgesetzte Region. Ja, solch ein Ehren-Titel (Geld gibt es dafür nicht) würde uns wohl schmücken. Und ja, wir sind inzwischen auch grün genug dafür. Doch es steckt eine Portion Blauäugigkeit in der Bewerbung. Allein der gute Wille eint die Mütter und Väter des Projekts. Darüber hinaus gibt es nur offene Fragen.

Darf sich das Ruhrgebiet überhaupt bewerben? Ungeklärt. Wer soll die Bewerbung vorantreiben? Der Regionalverband RVR, ein neu zu gründender Zweckverband, eine einzelne Stadt? Ungeklärt. Da machen einzelne Umweltdezernenten aus Ruhrgebietsstädten die Bewerbung offenbar zur Privatsache und verhandeln selbstständig mit Brüssel. Da geben diese Dezernenten ein Gutachten in Auftrag, aus dem hervorgeht, dass der RVR diese Bewerbung nicht für die Städte schultern kann.

Die Beteiligten arbeiten aneinander vorbei

Das lässt den einen Schluss zu: Die Beteiligten arbeiten gern mal aneinander vorbei, und sie gönnen sich gegenseitig nichts. Wieder mal scheint ein stolzes Gemeinschaftsprojekt in Gefahr. Die „Kulturhauptstadt“ hat funktioniert, aber ihr Schwung war nicht nachhaltig genug. Bei dem Leuchtturmprojekt „Rad-Autobahn“ will Dortmund nicht mitmachen, bei der „Grünen Hauptstadt“ fehlt der Kopf des Projektes. Ein Mensch oder eine Institution, die das zur Chefsache macht.